In einer Bloomberg-Umfrage sahen Aktienstrategen den Stoxx Europe 600 zum Jahresende 2020 im Durchschnitt bei 370 Punkten, was wenig Aufwärtspotenzial gegenüber dem Schlussstand vom Dienstag (367 Zähler) bedeutet. Für die Benchmark des Euroraums, den Euro Stoxx 50, erwarten sie ein Niveau von 3192 zum Jahresende, was einem Rückgang von etwa 3 Prozent entspricht.

Performance des Stoxx 600 Index seit Juni 2019, rote Linie aktueller Forecast für Jahresende (Quelle: Bloomberg).

Nachdem die europäischen Aktien in nur drei Monaten mehr als die Hälfte ihrer Pandemie-bedingten Verluste wieder wettgemacht hatten, ist die Dynamik ins Stocken geraten. Weltweit steigende Covid-19-Infektionsraten belasten die Börsenstimmung ebenso wie erneute Spannungen zwischen den USA und China .

"Ich erwarte in den nächsten Monaten eine volatile, breite Seitwärtsbewegung", sagt Christian Stocker von Unicredit. "Derzeit gibt es kein Einzel-Risiko, sondern eine Mischung aus verschiedenen Risiken und Unsicherheiten, wie beispielsweise die schwelenden Spannungen zwischen den USA und China, eine wieder raschere Ausbreitung von Covid-19 in Europa und damit einhergehend eine hohe Unsicherheit bezüglich der Geschwindigkeit der Konjunkturerholung und damit der Unternehmensgewinne."

Der DAX schlägt den S&P 500

Den DAX sehen die Strategen zum Jahresende bei 12'246 Zählern, was einem Rückgang von etwa 5 Prozent gegenüber dem Handelsschluss am Dienstag bedeutet. Die Benchmark hat seit ihren Tiefstständen im März mehr als 50 Prozent zugelegt und damit den breiteren europäischen Markt und sogar den S&P 500 Index übertroffen.

Der FTSE 100 des Vereinigten Königreichs blieb hinter der allgemeinen Erholung zurück. Die Prognose der Strategen geht davon aus, dass der Index das Jahr 2020 bei durchschnittlich 6293 beenden wird, was einem Gewinn von etwa 3,5 Prozent entspricht.

Anleger und Bank of America sind optimistischer

Weltweit sind die Investoren optimistischer. Die August-Umfrage der Bank of America zeigt, dass Fondsmanager wieder bullish auf Aktien sind. Sie betrachten die Kursgewinne nicht mehr im Kontext eines Bärenmarktrallys, sondern in der Erwartung eines höheren Wachstums, höherer Gewinne und einer höheren Inflation. Das Euro-Währungsgebiet ist jetzt weltweit unter den Investoren die am meisten bevorzugte Region, 33 Prozent der Befragten empfehlen ein "Übergewichten". Dies ist der höchste Wert seit Mai 2018.

"Wir glauben, dass diese makroökonomische Erholung weiter gehen wird", so Sebastian Raedler, Stratege bei Bank of America. Er erwartet, dass sowohl die globalen Einkaufsmanagerindizes als auch die europäischen Einkaufsmanagerindizes bis zum Ende des dritten Quartals steigen werden. Dies bedeute für Europas Aktien ein weiteres Aufwärtspotenzial von 15 Prozent. Er sehe den Stoxx 600 bei 410 Punkten zum Jahresende.

Laut Raedler wäre das grösste Risiko für die Märkte die Entgleisung der makroökonomischen Erholung. Diese könnte durch fehlende fiskalische Anreize in den USA und erneuten Lockdowns wegen ansteigender Corona-Fällen erfolgen.

(Bloomberg)