Das dritte Quartal war ein erfolgreiches für die Börsen weltweit. Eine Zinssenkung in den USA und die Hoffnung auf weitere solche Schritte im nächsten Jahr, die Investorenfantasien rund um die Künstliche Intelligenz und die abklingende Zoll-Thematik liessen den US-Leitindex Dow Jones 5 Prozent ansteigen. Der Nasdaq 100 kletterte von Anfang Juli bis Ende September gar 9 Prozent.
Der Swiss Market Index konnte immerhin um 2 Prozent zulegen. Am besten schnitten dabei die Aktien von Logitech, ABB und der UBS ab, die allesamt 21 Prozent stiegen. Am schlechtesten waren Alcon, Sika und Givaudan mit Verlusten von je rund 17 Prozent. Am Swiss Performance Index waren Idorsia (plus 100 Prozent) der höchste Gewinner und SIG (minus 44 Prozent) einer der prominentesten Verlierer.
Wesentlich getrieben wird die Börsenperformance der Firmen in der Regel durch die Quartalsergebnisse. So rasselten die Aktien von Alcon nach den Zweitquartalszahlen Ende August an einem Tag um 10 Prozent in die Tiefe. Die Firmenergebnisse und -prognosen dienen Fondsmanager als Grundlage für Umschichtungen in ihren Anlagevehikeln. Besonders Kursrückfälle wurden von Fondsmanagern von Schweizer Aktienfonds im dritten Quartal oft ausgenutzt, um Aktien dazuzukaufen, wie die Umfrage cash.ch unter den Vermögensverwaltern zeigt.
Marc Strub, Leiter Portfolio Management, Reichmuth & Co Privatbankiers
Marc Strub hat die Kursschwäche von Roche im dritten Quartal genutzt und die Position ausgebaut. «Ich bin von der Widerstandsfähigkeit und der strategischen Ausrichtung des Unternehmens überzeugt», schreibt der Leiter Portfolio Management bei Reichmuth & Co Privatbankiers aus Luzern auf Anfrage. Nach der Einigung von Pfizer mit dem Weissen Haus auf das sogenannte TrumpRx-Modell habe sich die Stimmung im US-Pharmasektor nun auch spürbar verbessert. «Für mich ist Roche ein verlässlicher Wert, der auch in turbulenten Zeiten stabile Cashflows und attraktive Ausschüttungen bietet.» Ausgebaut hat Strub auch bei den defensiven Titeln Nestlé, Swisscom («ein Fels in der Brandung») und Galenica mit ihrem «binnenmarktorientierten Geschäftsmodell», der soliden Bilanz und der klaren Dividendenpolitik.
Hoffnungen setzt Strub insbesondere auf Nestlé, nachdem der Fondsmanager noch vor rund drei Monaten mit dem Nahrungsmittel-Multi hart ins Gericht ging. Doch mit dem neuen CEO Philipp Navratil sei eine Phase erhöhter Dynamik zu erwarten. Navratil setze auf mehr Tempo, auf neue Ideen und habe einen klaren Fokus auf Marketing und Produktinnovation. Ein zentrales Ziel sei der Schuldenabbau bei Nestlé, um die Dividendensicherheit zu stärken. Denkbar seien auch eine Reduktion der L’Oréal-Beteiligung sowie weitere Desinvestitionen. Die Bewertung von Nestlé ist für Strub im historischen Vergleich attraktiv.
Auf der Verkaufsseite war Strub laut eigenen Angaben nicht sehr aktiv im dritten Quartal. «Es ging mir eher darum, nach starken Kursanstiegen bei gewissen Unternehmen Gewinne mitzunehmen.» Ein Beispiel war Sulzer, wo das Kurspotenzial nun limitiert erscheint. Auch bei Burkhalter wurden Gewinne mitgenommen. Die Bewertung bei der Aktie der Elektrotechnik-Gruppe spiegle inzwischen viel Positives wider.
Johan Utterman, Head of European Core Equities bei Lombard Odier IM
Für den Anlagefonds «LO Funds (CH) - Swiss Small & Mid Caps» hat Johan Utterman im dritten Quartal zwei neue Titel aufgenommen. Einerseits das Fördertechnikunternehmen Interroll. Die Aktie erlebe derzeit eine durch den E-Commerce vorangetriebene Erholung, begründet Utterman seine Wahl. Ein Blick auf den Interroll-Chart zeigt, dass der Titel vor allem Mitte Juli durch eine Hochstufung der UBS profitierte und seither weiter avancierte. Damals gewann die Aktie an einem Tag rund 10 Prozent.
Neu im Lombard-Portfolio ist auch die Aktie von Swiss Marketplace Group (SMG). Nach dem erfolgreichen Börsenstart Ende September zeigte der Titel des Online-Marktplatzbetreibers allerdings bald nach unten. Mitverantwortlich dafür war eine Umsatz- und Gewinnwarnung des Mitbewerbers Baltic Classifieds, die ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgt wie SMG. Utterman ortet bei den SMG-Marktplätzen wie Homegate oder AutoScout24 aber starke Wachstumsaussichten. Aufgestockt hat der Fondsmanager bei der Aktie des Warenprüfkonzern SGS, deren Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20,5 unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 24,2 liege.
Finanziert hat Utterman diese Käufe durch Veräusserungen bei den Aktien von DKSH, EMS-Chemie und BKW, wobei bei letzterer nach dem starken Kursanstieg Gewinne realisiert wurden. Der Expansionsdienstleister DKSH wurde dagegen wegen der Zoll-Unsicherheiten reduziert, während sich Ems «mit einem schwierigen Automobilmarkt konfrontiert» sieht, so Utterman. Die grössten Positionen in seinem Fonds sind Lindt&Sprüngli, Sandoz und Galderma.
Patrick Hasler, Fondsmanager Aktien, Migros Bank
Patrick Hasler hat beim SMI-Drittquartalsgewinner Logitech dazugekauft. Der Titel sei noch immer zu billig verglichen mit dem Wachstum und der bis anhin bewiesenen Agilität, so Hasler. Nicht unbedingt preiswert ist laut dem Fondsmanager der Migros Bank Straumann, dessen Aktien er im dritten Quartal dennoch dazukaufte. Der Zahnimplantatehersteller könne in diesem Umfeld Marktanteile gewinnen und vermöge auch «flexibel auf die USA zu reagieren». Nebst VAT («ein Gigant in seiner Nische») landete nach einer Kursbaisse auch die Aktie von Burckhardt Compression im Einkaufskorb Haslers. Der Kolbenkompressorenhersteller könnte in zukünftigen Energiefragen essentiell werden.
Veräussert hat Hasler vor allem SMI-Aktien, darunter Nestlé. Auch nach dem erneuten Chefwechsel traut der Fondsmanager dem Nahrungsmittelmulti nicht viel zu: «Das kann dauern aufgrund eigener Fehler, und das Umfeld steht nicht still», begründet er seine Nestlé-Verkäufe. Die Übergewichtung wurde zudem bei Swiss Re gekappt, und bei Holcim ist für den Fondsmanager weiterhin «zu viel Euphorie drin». Verkauft wurden auch Aktien von Novartis («weiterhin eine massive Patentklippe»).
Stephan Sola von Sola Capital
Der «Plutos-Schweiz Fund» war mit AMS Osram, Comet, Lem, R&S und Adecco als die fünf grössten Positionen ins dritte Quartal gestartet. Ende September lag dann aber Adecco auf Platz eins. Die Aktie ist für Stephan Sola auf dem aktuellen Niveau ein klarer Kauf. Die Position des Komponentenherstellers Lem wurde ebenfalls ausgebaut, obwohl (oder gerade weil) die Aktie laut Sola «über die Massen leiden musste». Wer dem Titel nicht zukünftig nachjagen wolle, sollte jetzt beginnen, das Papier einzusammeln, ist Sola überzeugt. Die Lem-Aktie, die im November einen Wert rund 2600 Franken aufwies und nun noch knapp 500 Franken kostet, zeigt noch keine Anzeichen einer Trendwende.
Bei Temenos kam es Anfang September zu einem plötzlichen Chefwechsel, was einen heftigen Kurssturz der Aktie zur Folge hatte. Der Bankensoftware-Entwickler sei laut Sola aber weiterhin gut unterwegs - er habe die Kurse um 60 Franken für Zukäufe genutzt. Den Kursrückgang bei SIG, wo Mitte September eine Gewinnwarnung und ein Dividendenverzicht kommuniziert wurden, habe Sola ebenfalls für erste Aktienkäufe genutzt. Erhöht wurden zudem die Gewichtungen bei R&S, Straumann und bei Accelleron: «Diese Aktie ist und bleibt etwas vom Besten, was man in der Schweiz kaufen kann», ist Sola überzeugt.
Speziell erwähnt der Anlageexperte seinen Besuch in Biel bei Swatch-CEO Nick Hayek, der im Gespräch überzeugend gewirkt hatte. «Nach diesem eindrücklichen Tag haben wir die Gewichtung unter 140 Franken markant erhöht, denn die Aktie ist aus meiner Sicht signifikant unterbewertet und aus Value-Investorensicht ein absoluter Kauf», meint Sola. Komme nächstens noch Wachstum dazu, werde sich der Wert verdoppeln.
Die Mittel für all diese Aktienkäufe im dritten Quartal stammten aus dem kompletten Verkauf der Bestände von Amrize, Holcim, Forbo, und Schweiter. «Amrize zeigt seit dem Spin-Off sehr wenig Momentum, und da wir mit Holcim gutes Geld verdient haben, nahmen wir gleich bei beiden die Gewinne mit», meint Sola. Forbo werde sicher wieder ins Portfolio aufgenommen, sei aber im Moment etwas führungslos. Bei Schweiter warte man, bis wieder mehr Schwung ins Geschäft komme.