Bereits der erste Handelstag 2016 liess Böses erahnen: Ausgehend von China führte ein Mix aus enttäuschenden Konjunkturindikatoren und suboptimalen staatlichen Börseneingriffen zum Ausverkauf an den Börsen weltweit. In Shanghai musste in diesem Jahr bereits zweimal der Börsen-Handel vorzeitig ausgesetzt werden – eine neue Eingriffsmöglichkeit der Regierung – da die Börse jeweils mehr als sieben Prozent in die Tiefe fiel.

Auch der Schweizer Aktienmarkt konnte sich diesem Negativstrudel nicht entziehen. Der Swiss Market Index (SMI) schloss den ersten Handelstag bei minus 1,8 Prozent, was in der Regel nichts Gutes für das restliche Börsenjahr verheisst. Und tatsächlich kam seither nicht viel Positives: minus 8,1 Prozent nach zehn Handelstagen bei einem Wert von 8107 Punkten. Eine magere Zahl, wenn man bedenkt, dass der SMI noch letzten Sommer bei Höchstwerten von 9500 Punkten rumturnte.

Der SMI präsentiert sich ganz in Rot

Wie bereits 2015 – damals drückte die Mindestkursauflösung auf die Aktienkurse – hat auch 2016 keiner der 20 SMI-Titel nach den ersten zehn Handelstagen Gewinn gemacht. Aber nicht alle hat es gleich schlimm erwischt: Geberit konnte sich mit minus 2,3 Prozent relativ gut halten und steht derzeit als SMI-Gewinner da. Das Sanitärtechnikunternehmen besitzt gute Zukunftsaussichten, vor allem dank der erfolgreichen Integration von Sanitec.

Auf den Folgerängen finden sich Givaudan, Swisscom und Syngenta. Während die beiden erstgenannten wohl auch wegen ihrer konstanten Dividendenausschüttungen gefragt sind, stösst Syngenta bei den Aktionären wegen der sich anbahndenden Übernahme durch ChemChina auf Interesse. Am Freitag wurde bekannt, dass der Syngenta-Verwaltungsrat einen Verkauf nach China unterstützt.

Ebenfalls besser als der Gesamtmarkt schneiden die defensiven Schwergewichte Novartis, Roche und Nestlé ab, auch wenn ihre Performance mit Werten zwischen minus 6 bis minus 7,4 keineswegs berauschend ist. Auch die Versicherer Swiss Re und Zurich finden sich im oberen Bereich wieder.

Weniger rosig sieht es bei Julius Bär, UBS und der Credit Suisse (alle zwischen minus 13 und minus 15 Prozent) aus. Wohl nicht zufällig, hängen Banken doch traditionell stark von der konjunkturellen Entwicklung ab. Und diesbezüglich sieht es im wichtigen Wachstumsmarkt Asien derzeit schlechter aus als auch schon. Auch die anderen sogenannten Zykliker des SMI, ABBAdecco und LafargeHolcim, sind am unteren Ende der Rangliste zu finden.

Den unrühmlichen letzten Rang nimmt Transocean ein (-22,3 Prozent). Der Ölbohrkonzern fällt immer wieder mit grösseren Kursausschlägen auf. Schon seit längerem hat der Konzern am extrem tiefen Ölpreis zu kauen. Transocean wird übrigens im März 2016 die Schweizer Börse verlassen, mit Swiss Life rutscht stattdessen ein weiterer Versicherer in den SMI nach.

Wenige kleine Titel trumpfen auf

Am breiten Schweizer Markt weisen immerhin 25 Titel eine positive Performance auf, während der Swiss Performance Index (SPI) selbst 8,0 Prozent eingebüsst hat und somit den Kampf gegen seinen grossen Bruder SMI hauchdünn gewinnt.

Grosser Abräumer ist Leclanché mit einem satten Plus von 22,4 Prozent. Der Batterienhersteller verzeichnete zum Jahresbeginn einen gewichtigen Wechsel im Aktionariat. Die von einem chinesischen Investor kontrollierte Golden Partner International übernahm 11,2 Millionen Aktien des bisherigen Grossaktionärs Precept. Damit hält Golden Partner neu einen Anteil von 29,7 Prozent am Unternehmen. Steigende Kurse sind bei Leclanché im Übrigen keine Selbstverständlichkeit: Im Jahr 2015 gab die Aktie ganze 50 Prozent nach.

Auffällig ist auch, dass auf den ersten 30 Plätzen gleich mehrere Kantonalbanken auftauchen. Dies wohl deshalb, weil ihre Dividendenrendite meist ansehnlich ist, Auslandsaktivitäten nur selten stattfinden und sie das Privileg einer Staatsgarantie besitzen. Spitzenreiter im Bankensektor ist die Graubündner Kantonalbank mit plus 2,8 Prozent.

Mit AMS, u-blox, Logitech, Comet und Leonteq finden sich auffällig viele Firmen, die vor einem Jahr noch als "Börsenlieblinge" galten, in den "Flop 30" wieder. Das verdeutlicht einmal mehr, dass ein schneller Aufstieg auch zu einem schnellen Fall führen kann.

Ein unruhiges Börsenjahr

Zahlreiche Experten sehen diesen ziemlich missglückten Börsenauftakt als symptomatisch für den restlichen Jahresverlauf an. So ist zum Beispiel Martin Neff, Chefökonom der Raiffeisen Gruppe, überzeugt, dass es das ganze Jahr über immer wieder Börsen-Schocks geben wird. Er erwähnte dies kürzlich im cash-Börsen-Talk. Auch Anlageexperte Thomas Della Casa von der Neuen Helvetischen Bank äusserte sich jüngst kritisch zum restlichen Börsenjahr. Im SMI liege nicht mehr als 3 bis 5 Prozent an Kurspotential drin.

Und potentielle Schock-Auslöser gibt es 2016 en masse: China könnte die Weltwirtschaft aus der Bahn werfen, die US-Zinserhöhung könnte dem Finanzmarkt das Genick brechen, eine erneute Eskalation des griechischen Schuldenstreits würde Europa destabilisieren, eine Verabschiedung der Europäischen Zentralbank vom Kaufprogramm hätte massive Auswirkungen auf die Finanzmärkte und auch geopolitische Ereignisse könnten die Börsen weiter durchschütteln.

 

Top- und Flop-Aktien im SMI der ersten 10 Handelstage 2016

Beste Titel Kurs in % Schlechteste Titel Kurs in %
Geberit -2,3 Transocean -22,3
Givaudan -2,8 LafargeHolcim -16,0
Syngenta -4,1 UBS -14,4
Swisscom -4,9 Credit Suisse -13,7
Swiss Re -5,7 Julius Bär -13,7
Zurich -6,0 Adecco -12,8
Nestlé -6,0 Richemont -12,5
Roche -7,2 ABB -9,9
SGS -7,4 Actelion -9,7
Novartis -7,4 Swatch -9,0

Quelle: cash.ch, Stand 15. Januar 2016

Top- und Flop-Aktien im SPI der ersten 10 Handelstage 2016

Beste Titel Kurs in % Schlechteste Titel Kurs in%
Leclanché 22,4 Santhera Pharma -26,1
Villars 10,4 Leonteq -23,4
Addex 8,8 USI Group -21,7
Myriad 5,1 Evolva -19,1
Peach Property 4,4 AMS -18,8
Goldbach 4,3 Valartis -18,0
SHL Telemedicine 3,5 Basilea Pharmaceutics -17,6
Graubündner KB 2,8 Charles Vögele -16,8
Basellandschaftl. KB 1,8 Gategroup -16,1
Group Minoteries 1,6 Comet -15,9

Quelle: cash.ch, Stand 15. Januar 2016