Der Dow Jones in den USA hat seit dem 30. September über 15 Prozent zugelegt. Auch der oft als träge betitelte Swiss Market Index konnte in diesem Zeitraum zulegen, nämlich rund 6 Prozent.

Ob die Rally in diesem Tempo weitergeht, ist unsicher. Allerdings spricht einiges dafür, dass die freundliche Börsenstimmung nicht gleich wieder zerstört wird (siehe Artikel hier). Ein Blick auf das Kurstableu des Swiss Market Index seit dem 30. September zeigt auch: Fast alle Aktie im Leitindex konnten in den letzten sechs Wochen zulegen.

 Performance der Aktien im Swiss Market Index seit 30. September 2022 (Quelle: cash.ch)

An der SMI-Spitze stehen mit Logitech (plus 18 Prozent) und Sika (plus 17) Aktien, die im letzten Jahr stark gestiegen und in diesem Jahr böse unter die Räder geraten sind. Insofern kann es nicht überraschen, dass solche Aktien in einer Bärenmarktrallye in kurzer Zeit am meisten aufholen. Auch Partners Group (plus 15 Prozent) gehört in diese Gruppe.

Die Aktien Lonza und Sika stehen derzeit auf dem höchsten Stand seit Mitte August. Logitech profitiert noch immer von den am 25. Oktober bekannt gegebenen Quartalszahlen, welche trotz eines deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgangs die Analystenerwartungen teils weit übertroffen hatten. Die Aktie schloss an diesem Tag 13 Prozent höher.

Sehr unterschiedlich haben sich die Zykliker entwickelt. Während ABB (16 Prozent) und Holcim (plus 15 Prozent) in der Mini-Rallye grosse Sprünge gemacht haben, bleibt Geberit zurück. Schwache Drittquartalszahlen und die Zurücknahme der Jahresprognosen setzten die Aktien des Sanitärtechnikers Mitte letzter Woche gehörig unter Druck. In den letzten Tagen ist aber wieder eine klar positive Richtung erkennbar.

Novartis stellt Roche in den Schatten

Am Schluss der SMI-Tabelle befinden sich defensive Titel wie Alcon, Givaudan, Nestlé und Roche, die sich kaum bewegt haben. Auffallend ist die Outperformance von Novartis (7 Prozent) gegenüber dem Rivalen Roche in diesen wenigen Wochen. Die Novartis-Drittquartalszahlen scheinen von Markt einiges besser aufgenommen worden zu sein. Investoren warten nun auf die zur Veröffentlichung anstehenden Studienresultate zum Roche-Alzheimermittel Gantenerumab. Diese Daten dürfen bis spätestens Ende November veröffentlicht werden (siehe dazu den Artikel hier).

Der Pharmazulieferer Lonza kam in den letzten Wochen ebenfalls nicht vom Fleck, was aus zwei Gründen erstaunt: Erstens gehörte die Aktie letztes Jahr auch zu den Überfliegern und dann mit starken Verlusten in diesem Jahr, was eigentlich Aufholpotenzial vermuten liesse. Zuletzt lasteten aber schwache Quartalszahlen des Konkurrenten Catalent und der Partnerfirma Moderna auf dem Kurs (Lonza selber veröffentlich keine Drittqaurtalszahlen).

Zweitens erstaunt es deshalb, weil Aktien von Pharmazulierern in den letzten sechs Wochen durchaus deutlich gestiegen sind. Das zeigt der Blick auf das Tableau des Swiss Performance Index seit dem 30. September: An der Spitze steht Dottikon mit einem Zuwachs von 39 Prozent. 

Performance der Aktien im Swiss Performance Index seit 30. September 2022 (Quelle: cash.ch)

Einen Kursschub erhielt die Aktie des Unternehmens mit CEO und Mehrheitsaktionär Markus Blocher insbesondere nach der Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Halbjahr 2022/23 am 21. Oktober, als das Unternehmen einen höheren Umsatz und Reingewinn vermeldete. Dottikon versprach weiteres Wachstum und den stetigen Ausbau der Kapazitäten. Mit Bachem (23 Prozent) konnte ein anderer Pharmazulieferer deutlich zulegen, wogegen Polypeptide und vor allem Siegfried (minus 12 Prozent) doch eher enttäuschten.

Die Halbjahresresultate des Industriekonzerns Von Roll (27 Prozent seit Ende September) fanden an der Börse kaum Zuspruch. Die Aktie fiel bis 12. Oktober gar deutlich ab. Seither hat der Titel aber über 30 Prozent zugelegt. Dass Von Roll, von der deutschen Milliardärsfamilie von Finck mit rund 80 Prozent kontrolliert, gerade seit diesem Tag im Oktober deutlich anzieht, ist schwer eruierbar. Die traditionsreiche Firma aus Breitenbach SO, die sich als Weltmarktführerin für Elektroisolationssysteme bezeichnet, hat nach vielen verlustreichen Jahren offenbar die Kurve gekriegt, was sich unter den Investoren nun langsam verbreitet. Die Aktie befindet sich auf dem höchsten Stand seit Ende Mai.

Mit Inficon (plus 25 Prozent), Kardex (plus 27 Prozent) oder Autoneum (plus 31 Prozent) befinden sich in den SPI-Top-Ten typische Vertreter der Börsenabschwungs 2022, die in den letzten Wochen aufgeholt haben. Wie hoch die Fallhöhe war und wieviel Aufholpotenzial noch da ist, zeigt gerade das Beispiel des Logistikdienstleisters Kardex. Die Aktie kostete Anfang 2022 313 Franken, heute sind es, selbst nach der Aufholjagd der letzten Wochen, 167 Franken.