Schon der Name ist für Tesla eine kleine Provokation und nicht zufällig gewählt: Nikola Motor. Das amerikanische Startup für E-Autos und Wasserstoff-Laster hat sich bei der Namensfindung offensichtlich beim früheren Erfinder Nikola Tesla bedient, der auch schon für den Namen von Elon Musks E-Auto-Unternehmen Pate stehen musste.

Nikola Motors sorgte vergangene Woche mit seinem Börsengang für ordentliche Furore. Über 100 Prozent auf bis zu 83 Dollar schoss die Aktie am ersten Tag in die Höhe. Mittlerweile hat sie wieder ein wenig korrigiert und notiert derzeit um die 65 Dollar. Damit kommt das Unternehmen aber immer noch auf einen Börsenwert von rund 20 Milliarden Dollar. Das ist mehr als Ford und Fiat Chrysler, wie CEO Trevor Milton zuletzt stolz auf Twitter vermeldete.

Der Euphorie um die Aktie geht ein jahrelanger Hype um die gesamte Wasserstoff-Branche voraus, der sich seit einigen Wochen noch einmal zuspitzt. Experten der britischen Bank Barclays gehen davon aus, dass für Wasserstoff bis 2050 ein Billionenmarkt entstehen wird. Die Analysten erwarten nicht weniger als die Entstehung einer Wasserstoffmegaindustrie.

Bei vielen Experten richtet sich das Augenmerk dabei einerseits auf brennstoffzellengetriebene Lastkraftwagen. Andererseits wird Wasserstoff bei der Speicherung von Energie (anstelle von Lithium-Akkus) sowie bei der Erzeugung von Heizenergie eine zukünftige Führungsrolle zugesprochen.

Wie in Wasserstoff investieren?

Wer in Wasserstoff-Aktien investieren will, muss sich bewusst sein, dass er in eine (noch) hochrisikoreiche Branche investiert. Dass Wasserstoff ein zukunftsträchtiger Sektor ist, wird von Experten zwar kaum bestritten. Doch wie schnell die Branche wächst und – noch wichtiger – welche Firmen als Gewinner hervorgehen, ist höchst unsicher. Als Anleger winken einerseits enorm hohe Renditen, welcher andererseits mit entsprechend hohem Risiko verbunden sind. Das gilt insbesondere für Einzeltitel.

Kursentwicklung des Branchen-Index "E-Mobilität Wasserstoff Index" in den letzten zwölf Monaten, Quelle: Bloomberg. 

Als heissestes Eisen im Feuer gilt derzeit die bereits erwähnte Nikola Motor. Das Unternehmen aus Salt Lake City setzt auf einen Strom-Wasserstoff-Antrieb. Solche Elektromotoren, die ihre Energie aus einer Brennstoffzelle gewinnen, haben den Vorteil, platzsparender als Akkus zu sein und mehr Reichweite zu bieten.

Das Problem: Das ist alles noch zu grossen Teilen Theorie. Nikola hat noch kein einziges Fahrzeug ausgeliefert. 2021 sollen die ersten, rein akkubetriebenen Lkws ausgeliefert werden. Im zweiten Halbjahr sollen dann die wichtigeren Hybridmodelle folgen. Mit dem "Badger" plant das Unternehmen zudem einen Wasserstoff-Pickup, der Teslas "Cybertruck" frontal angreifen würde. Nikola verkündete jüngst, bereits 14'000 Bestellungen für Lastkraftwagen erhalten zu haben. Das würde einen Umsatz von zehn Milliarden Dollar einbringen. Allein: Die Fahrzeuge müssen noch produziert werden.

Die Nikola-Aktie gleicht einer Zockerei

Im Aktienkurs von Nikola Motor spiegelt sich, ähnlich wie bei Tesla, eine grosse Wette auf die Zukunft. Mit dem Unterschied, dass Tesla seit längerer Zeit Umsätze generiert und seit zwei Quartalen sogar profitabel ist. Zugespitzt ausgedrückt weiss derzeit niemand, ob die bestellten Fahrzeuge bei Nikola wirklich produziert werden können. Heisst: Die Fallhöhe bei dieser Aktie ist derzeit enorm.

Mehr zu Tesla hier: «Tesla 1000»: Was Anleger jetzt vor dem Kauf der Aktie wissen müssen

Ein Investment kann zwar zu überdurchschnittlichen Renditen führen, gleicht aber einer Zockerei. Dass junge Wachstumsunternehmen unrentabel sind und trotzdem in der Gunst der Anleger steigen, ist zwar keine Seltenheit. Doch ein explodierender Aktienkurs, hinter dem noch kaum bis gar kein Umsatz steht, ist eine neue Dimension. Gegen Nikola ist Tesla fast schon ein defensives Investment.

Als etwas sicherere Option erscheint die norwegische Nel ASA. Der Wasserstoffspezialist ist ein erwachsenes Unternehmen, dessen Aktie derzeit zusätzlichen Aufwind erhält, weil Nel viel Geld in den Auf- bzw. Ausbau einer Wasserstoffinfrastruktur in den USA steckt. Branchenkenner trauen Nel zu, bereits 2020 profitabel zu sein. Doch auch hier müssen Anleger mindestens auf Rücksetzer gefasst sein. Die Titel stiegen in den letzten vier Wochen um satte 70 Prozent.

Entwicklung der Nel-ASA-Aktie in den letzten zwölf Monaten, Quelle: cash.ch.

Zudem setzen Anleger derzeit auf Ballard Power. Das Unternehmen aus Kanada gilt als Weltmarktführer in der Brennstoffzellen-Herstellung. Die Hoffnungen der Anleger speisen sich darin, dass Ballard die Kosten für die Herstellung der Brennstoffzellen in den letzten Jahren um 69 Prozent senken konnte.

Weitere derzeit hochgehandelte Unternehmen sind Plug Power aus den USA, die Brennstoffzellen für Gabelstapler herstellen – Umsatz stark anziehend, Gewinnschwelle noch in weiter Ferne – sowie die britische ITM Power. Das Unternehmen stellt Elektrolyseanlagen her, die zentral für die Speicherung und Weiterverarbeitung von durch Wasserstoff hergestellter überschüssiger Energie ist. Die Aktie hat sich seit Anfang Jahr bereits vervierfacht. Auch hier gilt: Enorme Chancen auf weiteres Wachstum, aber nur mit starken Nerven. 

In einen Index investieren

Vorsichtigere Anleger können ihr Risiko streuen und in indexbasierte Zertifikate investieren. In der Schweiz bietet die Bank Vontobel seit neuestem ein Zertifikat an, welches auf den "Solactive Hydrogen Top Selection Index" setzt. Dieser Index umfasst 15 Unternehmen aus Industrieländern, die im Bereich Wasserstoff aktiv sind. Neben Nell Plug Power und Ballard beinhaltet der Index defensivere Unternehmen wie etwa den deutschen Industriekonzern Linde.