Die Performance der Schweizer Finanzvaloren zeigt seit Jahresbeginn ein uneinheitliches Bild. Swissquote (+24 Prozent), Cembra (+20 Prozent) und VZ Holding (+15 Prozent) fallen als Highflyer auf, gefolgt von GAM Holding und EFG International mit einem Plus von je 10 Prozent. Vontobel notieren unverändert, während Julius Bär und Leonteq 10 Prozent verlieren.

Swissquote und VZ Holding haben damit an die aussergewöhnliche Performance der letzten Jahre angeknüpft. Swissquote profitiert weiterhin von hohen Börsenumsätzen und dem Kryptohandel, während sich VZ Holding mit seiner Palette an Finanzdienstleistungen demografisch bedingt weiter einer steigenden Nachfrage erfreuen kann. 

Allerdings dürfte es für die zwei Börsenüberflieger in absehbarer Zeit schwieriger werden, die Wachstumsgeschwindigkeit der letzten Jahre auf diesem hohen Niveau zu halten. Zudem liegt die Dividendenrendite bei Swissquote mit 1,4 Prozent und VZ Holding mit 1,6 Prozent deutlich tiefer als zum Beispiel bei Julius Bär (4,9 Prozent) oder Vontobel (4,8 Prozent).

Trotz der jüngsten Kurssteigerungen ist Cembra weiterhin eine Dividendenperle (Rendite 4,3 Prozent) und die Aktionäre dürften sich in Zukunft über weiter steigende Ausschüttungen freuen. Werden die ambitionierten Ziele beim Kosten-/Ertrags-Verhältnis erreicht, so erwartet Andreas Venditti, Analyst bei Vontobel, einen schönen «Gump» bei den Dividenden über die nächsten zwei Jahre. 

Neuanfang bei Julius Bär

Die von Geldwäscherei-Skandalen und Benko-Krediten geplagte Privatbank aus Zürich will mit einem neuen CEO und Verwaltungsratspräsidenten zurück zu alter Stärke finden. Nach dem Investorentag von Julius Bär Anfang Juni zeigten sich die Analysten aber nicht wirklich überzeugt. Die Experten der Barclays meinten pointiert: «Die Ziele sind gut, aber nicht mutig genug.» Entsprechend bestehe kurzfristig Potenzial für Enttäuschungen.

Gerade der Anstieg des Kosten-/Ertrags-Verhältnisses von unter 64 Prozent im Jahr 2025 auf unter 67 Prozent im Jahr 2028 ist nicht ideal, so die Analysten der Londoner Investmentbank. Im laufenden Jahr dürfte das Verhältnis gar auf 71 Prozent steigen. Der Anstieg ist den Sonderkosten bei der Umstellung der Schweizer IT geschuldet. Venditti von Vontobel beziffert den Investitionsbetrag auf 200 bis 300 Millionen Franken, welcher in den nächsten Jahren das Kosten-/Ertrags-Verhältnis um geschätzte 6 Prozent nach oben drückt. 

Angesichts der Fehlschläge im aktuellen Planungszyklus 2022 bis 2025 erscheint der Fahrplan des neuen Bär-Managements nun realistischer und erreichbar. Die Renditen und Kapitalausschüttungen der Gruppe entsprechen weitgehend dem vorherigen Zyklus, so Barclays.

Anlegerinnen und Anleger mit einem Zeithorizont von fünf bis sieben Jahren ist die Julius-Bär-Aktie allemal eine Überlegung wert, zumal eine attraktive Dividendenrendite winkt. 

Zwei Turnaround-Kandidaten

Nicht nur Julius Bär fiel in den letzten Jahren mit negativen Schlagzeilen auf. Das trifft auch auf Leonteq und GAM Holding zu. Alle drei Firmen gehen nun mit einem neuen Management in die Offensive. Bei Julius Bär hat Stefan Bollinger den Interims-CEO Nic Dreckmann abgelöst. Das Zepter bei Leonteq hat Christian Spieler von Lukas Ruflin übernommen und bei GAM ersetzt Albert Saporta zum 1. Juli 2025 überraschend Elmar Zumbühl als CEO. 

Die Valoren des Derivatespezialisten Leonteq und des Vermögensverwalters GAM Holding standen in den letzten drei Jahren unter keinem guten Stern - bei Leonteq beläuft sich der Verlust auf 70 Prozent und bei GAM auf 80 Prozent. Leonteq hat die Chance, den Turnaround zu schaffen - dazu mehr hier.

Kurzfristige Kurssteigerungen liegen bei Leonteq im Bereich des möglichen. Allerdings dürfte sich der Erfolg erst mittelfristig richtig einstellen. Der Gewinn pro Aktie sollte bis im Jahr 2028 gemäss Bloomberg-Daten auf 5,2 Franken klettern. Das ergäbe noch ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 3x gegenüber den aktuellen 17x. Dies lässt entsprechend Raum nach oben beim Aktienkurs, sollten die Ziele tatsächlich erreicht werden.  

Bezüglich der strategischen Neuausrichtung gibt sich auch GAM optimistisch. Das Unternehmen sei nun gut aufgestellt, um profitables Wachstum zu realisieren. Dies würden die Anpassungen in der Führungsspitze widerspiegeln. Unter dem abtretenden CEO Zumbühl hat der Vermögensverwalter in den vergangenen zwei Jahren eine umfassende Transformation in Angriff genommen:

Nicht-strategische Geschäftsbereiche wurden veräussert und die Plattform verschlankt. Ob dadurch der Vermögensabfluss der letzten Jahre gestoppt werden kann, wird sich zeigen müssen. Am 7. August steht die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen an. 

Wie es bei der UBS weitergehen könnte, lesen Sie im Interview hier

Thomas Daniel Marti
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