Die Zollankündigungen am «Liberation Day» schickten die Börsen auf Talfahrt. Innert Wochenfrist waren die mehr als zehnprozentigen Kursgewinne an der Schweizer Börse ausradiert, der Swiss Market Index (SMI) stand am 9. April 2025 kurzzeitig sogar bis zu 6,4 Prozent unter dem Stand von Anfang Jahr. Seither hat der SMI knapp die Hälfte dieser Kursverluste wieder aufgeholt.
Wer über einen Fonds oder einen ETF in Schweizer Aktien investiert ist, kann sich über den bisherigen Jahresverlauf nicht beklagen. Die Gesamtrendite - sprich Kursgewinne inklusive Dividenden - im Swiss Market Index (SMI) beläuft sich in den ersten achteinhalb Monaten auf 6,2 Prozent, beim Swiss Performance Index (SPI) auf 7,4 Prozent, im Mid-Cap-Index SMIM auf 10,7 Prozent und der Swiss Leaders Index (SLI) legte um 6,6 Prozent zu.
Die hiesigen Indizes können in diesem Jahr den Nasdaq 100 Index oder den S&P 500 Index nicht übertrumpfen, aber immerhin mit ihnen mithalten. In Dollar gerechnet legte der weltweit meistbeachtete Technologieindex inklusive Ausschüttungen 21 Prozent zu, der S&P 500 Index notiert 16 Prozent im Plus. In Franken gerechnet besteht hingegen keine deutliche Überperformance, da sich der Dollar zum Franken stark abgeschwächt hat.
Diese Schweizer Firmen sind besonders von den Zöllen betroffen
In welche Richtung der SMI bis Ende Jahr tendieren wird, hängt zum einen davon ab, wie die Zollverhandlungen zwischen der Schweiz und den USA ausgehen. Schweizer Importe in die USA werden derzeit mit einem 39-Prozent-Zoll belastet. US-Finanzminister Scott Bessent deutete vor ein paar Tagen an, die Zölle könnten «schmelzen», wenn Handelsungleichgewichte zwischen den beiden Ländern korrigiert werden. Die Verhandlungen laufen und sollen «bis Ende Oktober» abgeschlossen sein.
Unter negativen Zollauswirkungen leiden verschiedene kotierte Schweizer Unternehmen. Bei den grosskapitalisierten Werten sind dies die Uhrenhersteller Swatch und Richemont sowie der Computerzubehörhersteller Logitech. Mittlere und kleine Unternehmen mit starker US-Exponierung sind Carlo Gavazzi, Gurit und LEM, erklärt Thomas Rühl, Leiter Research der Schwyzer Kantonalbank, gegenüber cash.ch auf Anfrage.
Viele Firmen sind dagegen nur leicht betroffen. Gemäss Rühl von der Schwyzer Kantonalbank werden diese Unternehmen von einer gewissen Preissetzungsmacht gestützt. Das sind unter anderem ams Osram, Ascom, Barry Callebaut, Belimo, Bossard, Clariant, Comet, Dätwyler, Dormakaba, Ems, Phoenix Mecano, Schindler, Schweiter, Sensirion, Tecan, u-blox oder VAT. Viele dieser Unternehmen können zumindest einen Teil der Belastung auf die Verkaufspreise abwälzen.
Pharmabranche: Der Elefant im Raum
Die vorläufige Ausnahme von Arzneimitteln von den neuen US-Zöllen sorgt in der Pharmaindustrie im Moment für ein Aufatmen. Für Entwarnung ist es indessen noch zu früh. Dabei sind die Zölle auf pharmazeutische Importe nur ein Aspekt. Je nach Ausgang könnte weit schwerer wiegen, wonach Donald Trump die Preise bei Arzneien deutlich senken will. Wie es bei den Titeln im Pharmabereich weitergehen könnte, steht hier.
Im abgelaufenen Jahr 2024 hinkten die drei Schwergewichte dem Gesamtmarkt hinterher. Für Novartis sieht es in diesem Jahr mit einem Gesamtertrag von 13,5 Prozent besser aus, während die Roche- und Nestlé-Valoren kursmässig Terrain preisgaben. Einzig dank der Dividenden resultiert bei Roche eine unveränderte Entwicklung und bei Nestlé ein bescheidenes Plus von 0,5 Prozent.
Die US-Notenbank Fed könnte den Börsen im zweiten Halbjahr generell weiter Schub verleihen, sofern die drei eingepreisten Leitzinssenkungen Tatsache werden. Allerdings könnte dies zu einem nochmals schwächeren Dollar führen, was wiederum die Gewinne der Schweizer Firmen zusätzlich eingrenzt. Positiv könnten sich auf der anderen Seite die bescheidenen Erwartungen an den Schweizer Aktienmarkt auswirken. Viele negative Nachrichten sind derzeit eingepreist. Das könnte im zweiten Halbjahr zu der einen oder anderen Überraschung führen. Gerade ein etwas schwächerer Franken wäre eine willkommene Hilfe, um den Schweizer Valoren bis Jahresende zu weiteren Kursgewinnen zu verhelfen.
Am Donnerstag notiert der Swiss Market Index SMI zum Börsenschluss bei 12’002 Punkten.