Börsen können sehr launisch sein: Ende 2018 war die Stimmung im Keller, der Swiss Market Index (SMI) erreichte am 27. Dezember bei knapp unter 8200 Punkten den tiefsten Stand seit 2016. Was dann folgte, war eine viermonatige Euphoriephase, die bei einem neuen Allzeithoch nahe 9800 Punkte Ende April ein vorläufiges Ende fand. Seither geht es in einem volatilen Verlauf eher wieder leicht abwärts.
Kursentwicklung des SMI seit dem 27. Dezember 2018, Quelle: cash.ch
"Beim SMI ist bis Ende Jahr noch etwas Luft nach oben vorhanden", sagt Belvalor-Anlagechef Peter Bänziger im cash-Börsen-Talk zum weiteren Verlauf der Börse. Zwar sieht er den Schweizer Markt eher auf der teuren Seite, doch würden andere Faktoren positiv auf den weiteren Kursverlauf wirken: Etwa rekordhohe Dividendenausschüttungen, das anhaltende Tiefzinsumfeld und das noch immer recht freundliche Wirtschaftsumfeld.
Auf Einzeltitelebene setzt Bänziger auf eine Mischung aus eher dividendenstarken Qualitätstiteln und riskanteren Wachstumswerten. Aus der ersten Kategorie nennt er Novartis, Zurich und Kühne+Nagel.
Kühne+Nagel spürt Handelsstreit
Während der Versicherer Zurich (+6 Prozent in den letzten zwölf Monaten) und der Pharmakonzern Novartis (+27 Prozent) an der Börse zulegen konnten, hat der Logistiker Kühne+Nagel im gleichen Zeitraum 11 Prozent eingebüsst. Der Konzern aus Schindellegi SZ leidet derzeit unter dem Zollstreit, der die Handelsströme mindert. Grundsätzlich gilt der Konzern jedoch als gut aufgestellt, zudem werden jährlich mehr als 90 Prozent des Gewinns an die Aktionäre verteilt.
Bänziger empfiehlt zudem - quasi als Gegengewicht zu diesen eher defensiven Werten - drei riskantere Schweizer Einzeltitel aus dem Biotech-Bereich: Vifor Pharma sowie die beiden Beteiligungsgesellschaften BB Biotech und HBM Healthcare.
"Vifor hat die Zulassung für ein sehr wichtiges Präparat bekommen, die Umsätze dürften dort auf gegen eine Milliarde Franken steigen", so Bänziger. Er spricht Veltassa an, ein Mittel zur Behandlung von Hyperkaliämie, welches vergangenes Jahr in Europa lanciert wurde. Zudem sind gemäss Bänziger noch zahlreiche weitere Medikamente bei Vifor erfolgsversprechend, was der Aktie Phantasie gäbe.
Stragiewechsel bei Grossbanken gefordert
Skeptisch äusserst sich Bänziger hingegen zu den Finanztiteln: "Aktien von Grossbanken würde ich meiden", lautet seine Meinung. UBS, Credit Suisse und auch der Deutschen Bank gelänge es nicht, eine Strategie zu finden, die den Aktionären einen nachhaltigen Mehrwert böten.
Banken leiden derzeit vor allem am Tiefzinsumfeld, welches ihnen tiefere Zinsmargen beschert. Ihnen setzt aber auch die zunehmende Konkurrenz aus dem Fintech-Bereich zu, die ihnen gewisse Geschäftszweige streitig machen. Bänziger bevorzugt aus dem Finanzbereich kleinere Werte wie den Konsumkreditspezialisten Cembra oder die Banque Cantonale Vaudoise. "Die haben einfach nachhaltigere Geschäftsmodelle", fügt der Anlagespezialist von Belvalor an.
Im cash-Börsen-Talk nennt Peter Bänziger ausserdem zwei Schweizer Industrietiel, die ihm gefallen. Er äussert sich auch zu den Aussichten für den Technologiesektor.