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Bei den Autoren eines beliebten deutschen Investorenbriefs erfreuen sich Aktien aus der Schweiz grosser Beliebtheit. In den letzten Wochen und Monaten sprachen sie gleich mehrere Kaufempfehlungen aus – unter anderem für die Valoren von AMS Osram, Autoneum, Comet, Dormakaba, Feintool, Interroll, Kardex, Richemont, Schindler, Siegfried, Tecan, Temenos und VAT Group.

Schweizer Aktien: Investorenbrief-Autoren benehmen sich wie Kinder im Süssigkeitenladen


Noch nicht dazu zählen jene von Novartis, obschon es vor vier Wochen eigentlich ganz danach aussah. Damals wähnten die Autoren die Aktien des Pharmaherstellers aus Basel nämlich vor einem Befreiungsschlag aus der nunmehr schon seit Mitte 2020 zu beobachtenden Seitwärtsbewegung. Ausserdem hoben sie die defensiven Qualitäten des Schwergewichts aus dem Swiss Market Index (SMI) hervor. Zum erhofften Befreiungsschlag sollte es allerdings nicht kommen.

In der neusten Ausgabe stellen die Autoren nun klar, dass sie noch nicht in Novartis investiert seien. Man wolle erst einmal die Durchführung der Ausgliederung von Sandoz und der anschliessenden Abspaltung vom Mutterhaus abwarten. Kurse zwischen 70 und 75 Franken sei die neue Kaufbasis, wie es weiter heisst.

Es mag zwar stimmen, dass der Sandoz-Entscheid in Basel deutlich früher als erwartet gefällt wurde. Dennoch sind die Novartis-Aktionäre zum Warten verdammt – soll die Abspaltung doch erst in der zweiten Hälfte nächsten Jahres erfolgen.

Aktienkursentwicklung bei Novartis seit Ende März 2020 (Quelle: www.cash.ch)

Gleichwohl wollen die Autoren schon jetzt bei Kursen um 75 Franken mit einer ersten Anfangsposition vorgreifen. Was für ein Hüst und Hott. Ziemlich wirr sind auch ihre Aussagen zu den Beteiligungsverhältnissen bei Novartis, erwarten die Autoren im Zuge der Abspaltung doch Positionsänderungen bei den Ankeraktionären. Drei Familien würden das Thema bestimmen.

Mir scheint, als würden hier Birnen (Platzrivale Roche) mit Äpfeln (Novartis) verwechselt. Denn das Novartis-Aktionariat ist fest in angelsächsischer Hand und gilt als stark fragmentiert. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Autoren im Investorenbrief nur so mit Halbwahrheiten oder Falschaussagen um sich werfen...

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Kürzlich berichtete ich von einem ziemlich drastischen Schritt eines Analysten bei Zur Rose. Elmar Sieber von der Basler Kantonalbank stellte die Abdeckung des diesjährigen Börsenschlusslichts aus dem SMI Midcap Index (SMIM) mit sofortiger Wirkung ein.

Sieber begründete diesen drastischen Schritt mit der finanziell angespannten Situation, in der sich die Versandapotheke zu diesem Zeitpunkt befand. Er gehe zwar nicht davon aus, dass das Unternehmen zahlungsunfähig werde. Allerdings rechne er schon bald mit einer deutlichen Kapitalerhöhung – alleine schon, um die im kommenden Jahr fällig werdende Anleihe bedienen zu können.

Der Analyst sollte damit richtig liegen. So überstürzt wie Zur Rose nur wenige Tage später eine Wandelanleihe begab und darüber hinaus neue Aktien bei institutionellen Investoren platzierte, lässt vermuten, dass seine Aussagen den Firmenlenkern ziemlich unter die Haut gingen.

Selbst nach dieser Stärkung der Eigenkapitalbasis weigert sich Sieber allerdings, die Abdeckung der Aktien wieder aufzunehmen. Wie er schreibt, ist die Finanzierung des Unternehmens bis und mit der im nächsten Jahr fällig werdenden Anleihe gesichert. Um die Bonität nachhaltig zu verbessern, wären seinen Berechnungen zufolge umfangreichere Massnahmen nötig gewesen.

Kurszerfall bei den Zur-Rose-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Angesichts des gedrückten Aktienkurses bringt der Analyst zwar durchaus Verständnis auf, dass darauf verzichtet wurde. Dennoch hält er an seinem Entscheid fest, die Valoren der Versandapotheke sowohl von der "Coverage-Liste" als auch von der "Basisliste Aktien" zu streichen.

Ich hielt kürzlich wie folgt fest:

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