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Was in New York die Börsenüberflieger Facebook, Apple und Co., sind am Schweizer Aktienmarkt Lonza, Givaudan oder Logitech. Seit Wochen fliesst viel Geld in diese Börsenüberflieger – ganz nach amerikanischem Vorbild. Mit einem Unterschied: Anders als bei uns sind die beliebtesten Wachstumsaktien in New York auch gleich die dortigen Indexschwergewichte.

Am gestrigen Montag noch in Rekordlaune, lassen die Aktien von Lonza, Givaudan und Logitech seit dem frühen Dienstagmorgen nun aber den Kopf hängen. Wie mir aus mehreren Londoner Quellen berichtet wird, treten dort Grossinvestoren als Verkäufer in Erscheinung. Das wiederum entbehrt nicht einer gewissen Ironie, weisen die Vorgaben aus New York doch eigentlich positive Vorzeichen auf.

Insbesondere die Kursverluste bei Lonza überraschen, gab der Pharmazulieferer aus Basel vor Börsenbeginn doch eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit dem Partnerunternehmen Servier bekannt. Denn für gewöhnlich sorgen solche Erfolgsmeldungen für steigende Notierungen.

Nicht viel besser ergeht es den Aktien von Givaudan. Selbst eine überraschende Heraufstufung der Papiere von "Sell" auf "Neutral" bei einem Kursziel von 4001 (1700) Franken durch den Citigroup-Analysten Thomas Wrigglesworth kann noch Käufer mobilisieren. Und das obwohl die Verkaufsempfehlung auf Ende 2018 zurückreicht und die Abkehr davon nahe dem Rekordhoch einer Kapitulation gleichkommt.

Nach neuen Kursrekorden im frühen Handel nun ebenfalls schwächer: Die Givaudan-Aktien (Quelle: www.cash.ch)

Und auch bei Logitech zeigt man sich in den Handelsräumen hiesiger Banken etwas irritiert von den plötzlichen Kursverlusten – zumal die Aktien des Peripheriegerätespezialisten aus Lausanne in den letzten Wochen nur eine Richtung kannten: Die nach oben.

Die Papiere aller drei Unternehmen sind seit Jahresbeginn gut gelaufen. Mit einem beeindruckenden Kursplus von gut 60 Prozent führen jene von Lonza beim Swiss Market Index (SMI) die diesjährige Gewinnerliste unangefochten an. Die Silbermedaille geht an die um 25 Prozent höheren Valoren von Givaudan. Doch auch die Papiere von Logitech brauchen sich nicht zu verstecken, errechnet sich seit Jahresbeginn doch ein Plus von 44 Prozent.

Am gestrigen Montag schrieb ich zum Thema Schweizer Börsenüberflieger:

Mir ist bewusst, dass ein schwacher Tag noch lange keinen Stimmungsumschwung bedeutet. Dennoch ist es wohl nicht verkehrt, die Situation in den nächsten Tagen mal etwas genauer im Auge zu behalten – immer im Wissen, dass angloamerikanische Grossinvestoren den hiesigen Marktakteuren stets einen entscheidenden Schritt voraus sind...

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Als Analyst Mate Nemes von der UBS die Aktien des Vermögensverwalters GAM Ende Januar von "Neutral" auf "Buy" heraufstufte und ein 12-Monats-Kursziel von 3,70 Franken veranschlagte, ging ein Raunen durch die Handelsräume. Angesichts der hausgemachten Probleme sei die Kaufempfehlung ganz schön mutig, so hiess es damals.

Nur wenige Monate später und gut 60 Rappen beim Aktienkurs tiefer, befindet sich der UBS-Analyst in so etwas wie einer Sinneskrise. Seines Erachtens bewegt sich der von GAM veröffentlichte Zahlenkranz für die erste Jahreshälfte zwar im Rahmen der Erwartungen. Allerdings stösst er sich an der Erosion bei den Nettobarmitteln. Diese waren zwischen Anfang Januar und Ende Juni nämlich um fast 15 Prozent rückläufig.

Nemes nimmt deshalb sowohl seine Kaufempfehlung als auch das 3,70 Franken lautende 12-Monats-Kursziel in negative Überprüfung. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Ich wäre allerdings nicht überrascht, wenn der Analyst seine Meinung ändern würde.

Kursentwicklung der Aktien von GAM seit Ende Januar (Quelle: www.cash.ch)

Ein Hoffnungsschimmer bleibt den nicht gerade erfolgsverwöhnten GAM-Aktionären: Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der bekannte deutsche Financier Jörg Bantleon sein Aktienpaket auf gut 10 Prozent verdoppelt hat. Da auch seine Bantleon Bank als Spezialist für Total-Return-Strategien gilt, gäbe es durchaus Anknüpfungspunkte zwischen den beiden Unternehmen.

Noch scheint das letzte Kapitel in der wenig ruhmreichen jüngeren Firmengeschichte von GAM nicht fertiggeschrieben. Und dass es für langjährige Aktionäre des Vermögensverwalters doch noch ein versöhnliches Ende nimmt, ist ziemlich unwahrscheinlich.

 

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