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Vergangene Woche wurden zwar knapp sieben Milliarden Dollar aus Fonds abgezogen, welche ausschliesslich in amerikanische Aktien investiert waren. Das zeigen Erhebungen der Bank of America. Allerdings errechnet sich seit Januar selbst jetzt noch ein Nettozufluss von Anlagegeldern in Höhe von mehr als 400 Milliarden Dollar. Es ist dies der zweithöchste je gemessene Zufluss von Anlagegeldern in Richtung der New Yorker Börse für diese Zeit des Jahres.
Will man den Strategen der UBS in London Glauben schenken, dann dürfte dieser Zufluss schon bald versiegen. Doch damit nicht genug. Wie der Chefdenker Gerry Fowler und seine Mitautoren in einem Strategiepapier schreiben, sehen sie über die nächsten fünf Jahre Anlagegelder im Umfang von nicht weniger als 1200 Milliarden Dollar zurück in europäische Aktien fliessen. Wir sprechen hier von mehr als sechs Prozent der momentanen Gesamtkapitalisierung Europas. Das wäre schon allerhand.
Gegebenenfalls könnte der Nettozufluss sogar 2000 Milliarden Dollar betragen, was zehn Prozent der Gesamtkapitalisierung entspräche. Einfach nur blind darauf vertrauen, dass die (Liquiditäts-)Flut sämtliche Boote hebt, wollen Fowler und seine Mitstrategen aber nicht. Vielmehr haben sie eine Liste von europäischen Aktien zusammengestellt, welche überdurchschnittlich vom Zufluss neuer Anlagegelder profitieren sollten.
Entwicklung des Stoxx Europe 600 Index über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)
UBS-Analystin Zuzanna Pusz stuft die Aktien von Richemont mit «Buy» und einem Zwölf-Monats-Kursziel von 181 Franken (Kurs zuletzt bei 157 Franken) ein. Ihr Berufskollege Graham Doyle traut jenen von Alcon über die nächsten zwölf Monate einen Vorstoss auf 100 Franken (Kurs zuletzt bei 71 Franken) zu und Analyst Patrick Rafaisz veranschlagt für die Valoren von Sika ein Zwölf-Monats-Kursziel von 290 Franken (Kurs zuletzt bei 219 Franken).
Womöglich ist Geduld gefragt, bis Anlagegelder zurück nach Europa fliessen. Geht es nämlich nach den Strategen der UBS in London, dürfte diese Trend erst ab dem kommenden Jahr so richtig Fahrt aufnehmen und ab dann für steigende Kurse sorgen.
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Ziemlich genau eine Woche ist es nun her, dass ich meine Kolumne dem für die Bank Julius Bär tätigen Anlagestrategen Mensur Pocinci widmete. Kurz zuvor hatte dieser seine Schweizer Empfehlungsliste komplett umgekrempelt.
Neu zogen damals die Aktien von Logitech, Avolta, Dormakaba, EFG International, Sulzer und VAT Group in sein «Swiss Equities Portfolio» ein. Platz machen mussten neben dem Schwergewicht Nestlé hingegen auch die Valoren von Allreal, BKW, PSP Swiss Property, Swiss Prime Site sowie Zurich Insurance.
In der aktuellen Ausgabe seiner Publikation «Technical Investment Strategy» legt Pocinci mit weiteren Anpassungen nach. Mit Swiss Re fliegt einer der Überflieger der letzten Jahre raus. Auf der Titelposition – die Kaufempfehlung geht auf September letzten Jahres zurück - realisiert der Anlagestratege einen Gewinn von etwas mehr als 40 Prozent. Den freiwerdenden Platz beerben mit Sandoz, Swisscom und Ypsomed gleich drei Aktien. Dadurch steigt die Anzahl der Empfehlungen von 20 auf 22.
Die Aktien von Swisscom notieren auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren (Quelle: www.cash.ch)
Mit Sandoz rückt ein «alter Bekannter» nach. Pocinci hatte sich diese Titelposition erst im Februar bei etwas mehr als 44 Franken nahe den Höchstkursen angelacht und wurde wenige Wochen später mit einem satten Minus von 17 Prozent gegenüber dem Einstandspreis auch schon wieder ausgestoppt. Nun versucht er sich also erneut an den Valoren der ehemaligen Novartis-Tochter.
Wenn ich ihm viel Erfolg mit den Aktien von Sandoz wünsche, dann nicht zuletzt auch deshalb, weil der Hersteller von Nachahmermedikamenten ein fester Bestandteil meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2025 ist...
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2 Kommentare
Spannende These von den UBS Strategen in London.
Welchen Sektoren/Aktien wird ausserhalb der Schweiz Potenzial eingeräumt?
Die Londoner Strategen setzen auf Aktien aus den Bereichen Telekommunikation, Versicherungen und Versorger - aber auch aus den Bereichen Banken, Industrie, Baumaterialien sowie Kupferproduzenten.