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Was war das für ein Handelstag gestern: Die Aktien von Panalpina wurden für ein enttäuschendes Schlussquartal des Rivalen Kühne+Nagel in Sippenhaft genommen. Und das obschon der Margendruck im für die Basler wichtigen Luftfrachtgeschäft spürbar nachgelassen hat.

Nicht eben besser erging es den Valoren von Burckhardt Compression. Sie gerieten im Zuge der Ergebnisveröffentlichung des einstigen Mutterhauses Sulzer unter Verkaufsdruck. Auch beim Kolbenkompressorenhersteller aus Winterthur wollen sich mir die Gründe für die unterkühlte Reaktion der Börse nicht so richtig erschliessen, sitzen die Portemonnaies bei Kunden aus der Öl- und Gasindustrie doch lockerer als auch schon.

Und weshalb die Aktien des Vermögensverwalters GAM für die geradezu schwache Vermögens- und Neugeldentwicklung bei EFG International abgestraft wurden, ist schwer nachvollziehbar. Der heute veröffentlichte Zahlenkranz kann sich jedenfalls sehen lassen und bestätigt, was die jüngsten Fondsstatistiken bereits angekündigt hatten (siehe "GAM mit Raum für Überraschungen" von gestern).

Diese drei Beispiele zeigen, von was für einer Nervosität das Geschehen am Schweizer Aktienmarkt überschattet wird. Daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern (siehe "«Auf Anleger wartet eine Achterbahn der Gefühle»" von gestern).

Als ich Anfang Februar an dieser Stelle eine erste Zwischenbilanz meiner Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2018 zog, sassen die Anleger bei den hiesigen Nebenwerten noch fest im Sattel.

Heute - knapp vier Wochen später - dürften sich viele ihrer Sache nicht mehr ganz so sicher sein. Nicht wenige Zugpferde aus diesem über die letzten Jahre stark gestiegenen Titelsegment sind zuletzt deutlich von ihren Höchstkursen zurückgefallen: Die Aktien des erfolgreichen Dentalimplantateherstellers Straumann trennen gut 13 Prozent, jene vom Weltmarktführer Sonova 18 Prozent und die vom Überflieger Temenos gar 23 Prozent vom Rekordhoch. Wobei die Höchstkurse bei den Valoren der Bankensoftwareschmiede aus Genf im Zuge haltloser Übernahmespekulationen erreicht wurden (siehe "Was ist dran an den Gerüchten um Temenos? " vom 26. Januar). Noch deutlichere 31 Prozent trennen die Aktien des Börsendebütanten Zur Rose von ihrem Rekordhoch, wobei die "Grosse Koalition" in Deutschland durchaus eine Mitschuld trifft.

Das Börsengewitter ging auch an meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2018 (siehe "Der cash Insider verrät seine Schweizer Aktienfavoriten" vom 29. Dezember) nicht spurlos vorüber. Für die Zeit zwischen dem 29. Dezember und dem 28. Februar errechnet sich ein Minus von 3,3 Prozent. Dem steht ein um 4,8 Prozent tieferer Swiss Performance Index (SPI) gegenüber. Angesichts der hohen taktischen Barmittelquote bin ich vom Ergebnis ziemlich enttäuscht.

Einziger Trost: Die wenige Tage zuvor kommunizierten Dogs of the SMI (siehe "Und wieder locken die «Dogs of the SMI» zum Einstieg" vom 21. Dezember) büssten gerademal 0,6 Prozent ein und hielten sich damit deutlich besser als der um 5,1 Prozent schwächere SPI.

Bilanz der letzten Jahre:

JahrAktienfavoritenSPI
2013+40,1 Prozent+23,9 Prozent
2014+11,4 Prozent+15,2 Prozent
2015+  4,1 Prozent+  2,4 Prozent
2016-   3,7 Prozent-   1,7 Prozent
2017+23,6 Prozent+20,1 Prozent
2018*-    3,3 Prozent-   4,8 Prozent

* Schlusskurse vom 28. Februar 2018

Negativ zu Buche schlug vor allem ABB. Im Zuge eines enttäuschenden Schlussquartals gerieten die Aktien des Industriekonzerns aus Zürich unter starken Verkaufsdruck. Noch im November sah alles danach aus, als habe das Tagesgeschäft die Talsohle im Laufe des dritten Quartals durchschritten. Rückblickend war diese Einschätzung wohl zu optimistisch.

Damit wächst der Druck auf Konzernchef Ulrich Spiesshofer. Er muss nun liefern. Ein weiteres wachstums- und margenseitiges Übergangsjahr würden ihm die Aktionäre vermutlich nicht mehr verzeihen. Ich frage mich jedenfalls, wie lange die beiden Grossaktionäre Investor AB und Cevian Capital - gemeinsam halten sie knapp 16 Prozent der Stimmen - dem Treiben noch tatenlos zuschauen (siehe auch "ABB muss jetzt liefern" vom 27. Februar).

Aktuelle Positionen Aktienfavoriten:

TitelAnzahlEinstandakt. Wert*ErfolgG/V
Barmittel  30'299,90  
ABB N38526,008'878,10-1'131,90-11,31 Prozent
LafargeHolcim N18254,9510'079,16+78,26+0,78 Prozent
WLHBRV (Put)3'6400,25782,60-127,40-14,0 Prozent
Nestlé N12083,409'033,60-986,40-9,84 Prozent
Roche GS40246,808'772,00-1'100,00-11,14 Prozent
Basilea N13275,509'932,40-633,60-6,36 Prozent
Clariant N40025,509'480,00-720,00-7,06 Prozent
Dufry N69144,809'397,80-593,40-5,94 Prozent
      
Total  96'655,56 -3,34 Prozent

* Schlusskurse vom 28. Februar 2018

Überraschend schwach entwickelten sich die beiden Indexschwergewichte Roche und Nestlé. Eigentlich hätten sie im aktuellen Börsenumfeld ihre defensiven Qualitäten ausspielen müssen. Das Gegenteil war der Fall: Die beiden Valoren gerieten unter die Räder und schnitten überraschend schlecht ab.

Bei Roche sorgten die diesjährigen Zielvorgaben für Verstimmung. Dass der Pharma- und Diagnostikkonzern beim Reingewinn mit einem mittleren bis hohen einstelligen Zuwachs rechnet, lässt sich alleine auf die Entlastung durch die amerikanische Unternehmenssteuerreform zurückführen. Mit anderen Worten: 2018 droht zu einem Übergangsjahr zu werden.

Bleibt zu hoffen, dass Konzernchef Severin Schwan bei den Zielvorgaben absichtlich tiefstapelt. Dennoch würde nicht schaden, wenn Roche endlich einen aktionärsfreundlicheren Kurs einschlagen würde (siehe "Es ist Zeit, dass Roche endlich kreativ wird" vom 5. Februar).

Anders als Roche dürfte Nestlé die wachstumsseitige Talsohle im Schlussquartal letzten Jahres durchschritten haben. Die Freude dürfte sich bei den Aktionären jedoch in Grenzen halten, wuchs der Nahrungsmittelhersteller aus Vevey doch so langsam wie seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr. Das zeigt: Konzernchef Mark Schneider bleibt gefordert (siehe "Nestlé-Chef Mark Schneider steht zunehmend unter Erfolgsdruck" vom 16. Februar).

Was mir gefällt ist, dass Schneider ein Mann der Taten und nicht der Worte ist. Hinter den Kulissen arbeite er jedenfalls hart am strategischen Kurswechsel, so ist aus dem Umfeld des Unternehmens zu hören. Dass Nestlé nicht über überteuerte Grossübernahmen in wachstumsstarke Geschäftsbereiche vorstösst, kommt den Aktionären früher oder später zugute. Geduld dürfte sich hier ausbezahlt machen.

Aktuelle Positionen "Dogs of the SMI":

TitelAnzahlEinstandakt. Wert*ErfolgG/V
LafargeHolcim N18553,9010'245,30+273,80+2,75 Prozent
Roche GS41244,008'991,30-1'012,70-10,12 Prozent
Swisscom N19520,509'728,00-161,50-1,63 Prozent
Swiss Re N10892,2010'422,00+464,40+4,66 Prozent
Zurich N33298,1010'296,00+458,70+4,66 Prozent
      
Total  49'682,60 -0,63 Prozent

* Schlusskurse vom 28. Februar 2018

Zuversichtlich bleibe ich für die Valoren von LafargeHolcim. Anlässlich der morgigen Jahresergebnispräsentation März dürfte der neue Konzernchef Jan Jenisch der Weltöffentlichkeit endlich seine Pläne präsentieren.

Ich erwarte nichts geringeres als glaubwürdige, neue Mittelfristziele, ein einschneidendes Sparprogramm sowie eine grundlegende strategische Neuausrichtung.

Der überzeugende Leistungsausweis von Jenisch bei seinem früheren Arbeitgeber Sika lässt auch bei LafargeHolcim eine vorwärts gerichtete Wachstumsstrategie vermuten.

Einen ziemlich enttäuschenden Einstand bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2018 hatten die Valoren von Clariant. Beim Umsatz sowie beim bereinigten operativen Gewinn übertraf der Baselbieter Spezialitätenchemiehersteller die Analystenerwartungen im vergangenen Jahr zwar ziemlich deutlich. Negativ wurde ihm jedoch der stark rückläufige operative Cash Flow angelastet.

Kommt erschwerend hinzu, dass sich Konzernchef Hariolf Kottmann hinsichtlich der zukünftigen Strategie erst im Sommer in die Karten blicken lassen will.

Nachdem die Aktien von Clariant die spekulative Komponente eingebüsst haben, sollten die Aktionäre wieder nach vorn schauen. Ermutigend wäre, würde Kottmann schon mal mit dem Verkauf des Masterbatch-Geschäft ein Zeichen setzen (siehe "Setzt Clariant ein wichtiges Zeichen" vom 19. Februar).

Bisherige Transaktionen:

DatumTitel AnzahlKurs Total
29.12.2017Burckhardt NKauf32315,50Franken10'096,00-
29.12.2017Roche GSKauf40246,80Franken9'872,00-
29.12.2017Basilea NKauf13275,50Franken9'966,00-
29.12.2017Nestlé NKauf12083,50Franken10'020,00-
29.12.2017Dufry NKauf69144,80Franken9'991,20-
29.12.2017ABB NKauf38526,00Franken10'010,00-
29.12.2017LafargeHolcim NKauf18254,95Franken10'000,90-
24.01.2018Burckhradt NVerkauf32364,25Franken11'656,00+
07.02.2018Clariant NKauf40025,50Franken10'229,00-
15.02.2018Put WLHBRVKauf3'6400,25Franken939,00-

 

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