Die wirtschaftlichen Aussichten für die Eurozone waren auch schon besser: Anfang März senkte die OECD die Wachstumsprognose von zuvor 1,8 Prozent auf neu 1,0 Prozent. Begründet wurde diese deutlich skeptischere Haltung mit den Handelskonflikten sowie hohen politischen Unsicherheiten.
Doch den Aktien der Eurozone hat diese drastische Prognosesenkung bislang wenig bis gar nichts ausgemacht: Der Euro Stoxx 50 liegt seit Jahresbeginn rund 12 Prozent im Plus. Rückenwind bekommen die Aktien vor allem von den Notenbanken: Die Zinswende 2019 in Europa wurde abgesagt, auch die US-Notenbank friert ihre vorgesehenen Zinserhöhungen ein. Das heisst grundsätzlich für Anleger, dass es zu Aktien weiterhin kaum Alternativen gibt.
Den Firmen steht derzeit viel Geld zur Verfügung. Gemäss einer Studie von Allianz Global Investors werden 2019 die Dividendenzahlungen in Europa um 4,8 Prozent auf 350 Milliarden Euro zunehmen. Es lohnt sich also, auch Dividendenaktien aus Europa im Portfolio zu halten, damit Anleger von diesem Geldregen profitieren können.
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Hier eine Auswahl von besonders grosszügigen Dividendenzahlern aus dem Euro-Stoxx-50-Index. Die Tabelle mit den höchsten Dividendenrenditen der Eurozone ist am Artikelende zu finden.
Société Générale (Dividendenrendite 8,4 Prozent)
Banken sind wieder Gewinnausschütter geworden. Und zwar nicht nur in Form hoher Boni an das eigene Management, sondern auch durch eine attraktive Dividendenrendite für die Aktionäre. In den Top 5 der besten Dividendenzahler aus der Eurozone sind gleich 4 Bankentitel enthalten.
Ganz zuoberst steht das französische Finanzhaus Société Générale mit satten 8,4 Prozent Rendite. Allerdings ist die Aktie derzeit ein "fallendes Messer": Minus 6 Prozent seit Jahresbeginn, in den letzten 52 Wochen beträgt der Verlust gar 40 Prozent. Société Générale enttäuschte mit den Jahreszahlen 2018, ausserdem musste das Renditeziel 2020 deutlich verringert werden. Die Bank reagiert mit einem verschärften Sparkurs, die Kosten sollen um weitere 500 Millionen Euro gedrückt werden. Risikofreudige Anleger können einsteigen und am 14. Juni die schöne Dividende von 2,20 Euro pro Aktie kassieren.
Unibail-Rodamco-Westfield (Dividendenrendite 7,2 Prozent)
Der Immobilien- und Beteiligungskonzern Unibail-Rodamco-Westfield aus Paris erzielt den Löwenanteil seiner Einnahmen durch das Betreiben von Einkaufszentren. Diese befinden sich meist an sehr guten Lagen in europäischen und amerikanischen Städten. Im Juni 2018 wurde zudem die Akquisition der australischen Westfield (vorher hiess die Firma "Unibail-Rodamco") abgeschlossen.
Diese Übernahme wurde von Anlegern schlecht aufgenommen, zumal die Firma gleichzeitig auf einen Ausblick verzichtete und die Marktstimmung gegenüber Einzelhandelstitel generell eher negativ ist. Die Aktie hat in den letzten 12 Monaten 19 Prozent eingebüsst (siehe auch Kurs-Grafik unten).
Nun hat aber ein Analyst der Deutschen Dank sein "Buy"-Rating für die Aktie bestätigt, was den Kurs zumindest etwas stabilisiert hat. Zwar könnten bei der Firma die derzeitigen Sorgen anhalten, doch sei die attraktive Dividendenrendite vor allem im derzeitigen Marktumfeld schwer zu ignorieren, schreibt der Analyst. Zudem sei die Dividende des Unternehmens gut abgesichert.
Kursentwicklung der Unibail-Rodamco-Westfield-Aktie in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch
Daimler (Dividendenrendite 6,3 Prozent)
Die Automobilbranche leidet unter einer deutlichen Abkühlung, die Bestellungen entwickeln sich schwach. Das bekommt auch Daimler zu spüren: 2018 brach der Gewinn ein, die Dividende musste gekürzt werden. Daimler belastet einerseits die Debatte um Dieselautos sowie auch der Handelsstreit, der die ganze Branche trifft. Nicht unbedeutend ist auch das Brexit-Thema: Immerhin ist Grossbritannien Daimlers viertgrösster Absatzmarkt.
Doch wirkt der Autohersteller aus Stuttgart mit Blick auf die nackten Zahlen äusserst attraktiv: 6,3 Prozent Dividendenrendite, trotz Dividendenschnitt. Dazu ein geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis 2019 von tiefen 7. Daimler setzt auch zunehmend auf Trendthemen wie E-Mobilität und autonomes Fahren, der Umbau der Firma findet in kleinen Schritten statt. Ab 2021 will Daimler dann eine grosse Zahl von selbstfahrenden Autos, sogenannte Robotaxis, fertigen. Der Aktienkauf ist mit Risiken verbunden, könnte sich aber durchaus auszahlen.
Eni (Dividendenrendite 5,4 Prozent)
In Zeiten, in denen Menschen weltweit auf die Strasse gehen, um für einen stärkeren Klimaschutz zu demonstrieren, geniessen Ölfirmen wie Eni – ausgeschrieben heisst die Firma "Ente Nazionale Idrocarburi" - eher einen schlechten Ruf. Es gab sogar bereits konkrete Aktionen gegen Raffinerien von Eni in Venedig:
Aktivist*innen von @global_project blockierten heute die Raffinerie ENI bei Venedig: gegen Klimawandel - auch als Fluchtursache. "ENI tötet das Klima und Menschen". https://t.co/ooD7VtYYM8
— seebrücke münster (@MsSeebruecke) 3. März 2019
Nichtsdestotrotz hat Eni operativ einen äusserst guten Lauf: Der Gewinn kletterte im vergangenen Jahr - unter anderem dank einer Erholung des Ölpreises - um ein Viertel empor. Hinzu kommt eine durch und durch aktionärsfreundliche Politik: Die Dividende wird auf 86 Rappen pro Aktie erhöht, gleichzeitig findet in diesem Jahr ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 400 Millionen Euro statt. Wie Eni-CEO Claudio Descalzi vor einer Woche erklärte, sollen die Rückkäufe die nächsten drei Jahre auf dem gleichen oder sogar einem höheren Niveau weitergehen. Das freut auch die klamme italienische Regierung, die zu 30 Prozent an Eni beteiligt ist.
Telefonica (Dividendenrendite 5,2 Prozent)
Das spanische Telekommunikationsunternehmen Telefonica ist ein riesiger Konzern: Er ist nicht nur im Heimatland Spanien, sondern auch im restlichen Europa (unter dem Namen "O2") und in Lateinamerika tätig. Doch in Südamerika gab es jüngst einige Probleme: In Venezuela läuft aufgrund der Krise praktisch gar nichts mehr, und auch in Brasilien stocken die Geschäfte. Zudem droht Telefonica in Deutschland nach einer milliardenschweren Übernahme des Rivalen E-Plus eine hohe Geldstrafe (cash berichtete).
Insgesamt sind die Zahlen von Telefonica aber weiterhin solide, im laufenden Jahr sollen Umsatz und der operative Gewinn um je 2 Prozent gesteigert werden. Das grösste Kaufargument ist und bleibt aber die ungefährdete Dividende von 40 Cent pro Aktie - die je zur Hälfte im Juni und Dezember ausbezahlt wird.
Die Euro-Stoxx-50-Aktien mit über 5 Prozent Dividendenrendite
Titel | Branche | Land | Div.-Rendite | Kurs seit 1.1.19 |
Société Générale | Banken | Frankreich | 8,4% | -6% |
Intesa Sanpaolo | Banken | Italien | 7,9% | +16% |
Unibail-Rodamco-Westfield | Immobilien | Frankreich | 7,2% | +15% |
BNP Paribas | Banken | Frankreich | 7,0% | +9% |
ING Groep | Banken | Niederlande | 6,3% | +15% |
Daimler | Automobil | Deutschland | 6,3% | +14% |
Axa | Versicherung | Frankreich | 5,9% | +20% |
Engie | Energie | Frankreich | 5,4% | +8% |
Eni | Energie | Italien | 5,4% | +15% |
Telefonica | Telekom | Spanien | 5,2% | +6% |
Banco Santander | Banken | Spanien | 5,1% | +9% |
Enel | Energie | Italien | 5,0% | +10% |
Quellen: cash.ch und Bloomberg