Eigentlich werden Aktien wegen ihrer Performance gehalten. Anleger wollen für ihr eingegangenes Risiko entlohnt werden, erhoffen sich eine ansehnliche Wertsteigerung. Doch anstatt nach oben zeigen viele Einzeltitel und Börsenindizes nur noch seitwärts, wenn überhaupt: In diesem Jahr beträgt die Performance des Swiss Market Index (SMI) enttäuschende minus 7,6 Prozent.

Bei 8200 Punkten – wo der SMI momentan ungefähr liegt - war der Leitindex bereits im Mai 2013 schon einmal. Von Wertsteigerung also keine Spur. Kein Wunder, haben in diesem Umfeld Titel mit regelmässigen Dividendenzahlungen Hochkonjunktur. Die Dividenden sorgen im Portfolio für eine gewisse Ruhe und Konstanz - sofern die richtigen Titel gewählt werden.

Zwar steht die nächste Dividendenrunde erst im Frühling 2017 an, doch lohnt es sich bereits jetzt, solide Dividendenaktien an Bord zu holen. Denn: Bei dividendenstarken Aktien kann praktisch jedes Jahr bereits einige Monate vor Auszahlung ein Anstieg des Aktienkurses beobachtet werden. Wer jetzt einsteigt, kann nicht nur die Dividende absahnen, sondern auch vom (womöglich) bald einsetzenden Kursanstieg profitieren.

Das klassische Beispiel eines mehrmonatigen Kursanstiegs vor der Dividendenausschüttung liefert Swiss Re (Übersicht über die besten Dividendenzahler siehe unten). Die folgende Grafik zeigt die Kursentwicklung des Rückversicherers seit Januar 2014. Die gelben Linien markieren den Tag, an dem die Aktie mit Dividendenabschlag gehandelt wurde. Jeweils Monate vor Dividendenauszahlung setzte der Aktienkurs zum Höhenflug an (mit einem Schönheitsfehler: Der Kurseinbruch im Januar 2016).

Kursentwicklung der Aktie von Swiss Re seit 2014. Gelbe Linie: Ex Dividende Tag. Quelle: cash.ch

Die richtigen Aktien wählen

Doch natürlich entwickeln sich nicht alle Titel in die gewünschte Richtung. Die Krux besteht darin, Dividendentitel mit gleichzeitigem Kurspotential herauszupicken. Um das Risiko etwas zu streuen, ist es sinnvoll, auf viele unterschiedliche Aktien zu setzen.

Eine breit diversifizierte Streuung kann der Anleger etwa mit einem Exchange Traded Funds (ETF) erreichen. ETF mit Fokus auf Dividendenausrichtung gibt es zu Genüge. Nachgebildet werden dabei oft Dividendenaktien-Indizes, welche die enthaltenen Aktien nicht nach Börsenkapitalisierung, sondern nach der Höhe der Dividende gewichten.

Dabei kann der Anleger auf Dividendentitel verschiedener Regionen setzen: Es gibt ETF mit Dividendentiteln aus Europa, Asien, USA, Grossbritannien, Schwellenländern oder auch aus der ganzen Welt. Eine Auswahl gibt es hier (alle bei cash handelbar):

Auswahl von ETF mit Fokus auf Dividendentitel

Name, Währung Anbieter Gesamtkosten (TER) Domizil Performance (1 Jahr)
iShares ETF Swiss Dividend, Franken iShares 0,15% Schweiz +1,4%
DJ Global Select Dividend UCITS ETF (USD) A-dis, US-Dollar UBS 0,3% Irland +9,8%
ETF STOXX Europe Select Dividend 30, Euro Lyxor 0,3% Frankreich -5,9%
S&P U.S. Dividend Aristocrats UCITS ETF Dist, US-Dollar State Street 0,35% Irland +16,9%
S&P UK Dividend Aristocrats UCITS ETF Dist, Pfund State Street 0,3% Irland +5,2%

Quelle: cash.ch (Stand 07.10.2016)

Wie aber sollte das Portfolio eines Anlegers aussehen, der lieber Einzelaktien kauft? "Die Banken und Versorger eher untergewichten, stattdessen Konsumgüter- und Technologieaktien wählen", lautet der Ratschlag von Viktor Nossek, Leiter Research Europa beim ETF-Anbieter WisdomTree, im cash-Video-Interview. Diese Titel würden - er bezieht sich dabei auf den europäischen Markt - zunehmend mehr Dividende abwerfen, auch über die längere Frist. 

Im cash-Video-Interview sagt Viktor Nossek, welche ETF bei den Kunden von WisdomTree derzeit besonders beliebt sind und weshalb er derzeit vor allem Small-Cap-Titel empfiehlt.

Spannend ist die Entwicklung der Technologie-Aktien: Sie gewinnen zunehmend an Gewicht. In Europa gibt es gemäss Nossek bereits 141 Technologieaktien, die eine reguläre Dividende ausschütten. Das ist doppelt so viel, wie noch vor sieben Jahren. Und es zeigt auch, dass diese Firmen eine gewisse Reife erreicht haben, sich langsam zu etablieren scheinen.

Bankentitel sind hohes Risiko

Doch für den Schweizer Markt ist dieser Ratschlag kaum anwendbar. Die beiden Tabellen unten zeigen die aktuell zehn besten Dividenden-Titel für SMI und SPI. Für die Berechnung wurde die Höhe der Dividendenzahlung aus dem Geschäftsjahr 2015 genommen. Die Dividenden für die nächste Ausschüttung sind noch nicht bekannt. Was auffällt: Kein einziger Titel aus dem Bereich Konsum oder Technologie befindet sich unter den Besten. Stattdessen wimmelt es nur so von Finanzwerten.

Auch die UBS und die Credit Suisse haben es in die Top 4 der SMI-Dividendenzahler geschafft, büssten in diesem Jahr an der Börse jedoch bereits 30 Prozent beziehungsweise sogar 36 Prozent an Wert ein. Da die Dividendenrendite das Verhältnis von Dividende zum aktuellen Kurs darstellt, erhöht ein tieferer Kurs automatisch auch diese Kennzahl.

Diese beiden Titel sind nun günstig und im Vorfeld der anstehenden Dividendensaison könnten sie einiges an Boden gut machen, mögen manche argumentieren. Doch ist die Umstrukturierung und Neufindung noch im Gange. Eine Dividendenkürzung in den nächsten Jahren ist nicht ausgeschlossen. Der Tipp deshalb: Finger weg!

Versicherer spannender als Banken

Interessanter sind die Versicherungswerte. Einmal mehr ist Swiss Re mit einer Rendite von 5,4 Prozent weit oben anzutreffen, deren Aktie ja bereits eingangs als Beispiel eines typischen Dividendentitels erwähnt wurde.

Hier gilt es erstmals die Schäden des jüngsten Sturms "Matthew" in Florida abzuwarten, welcher auf das Ergebnis schlagen könnte. Doch auch dieser Sturm wird den Rückversicherer nicht umhauen und schon bald könnte der Weg frei sein für ein Kursanstieg bis zum Ex-Dividende-Tag. Auch Swiss Life zahlt mit 3,3 Prozent ordentlich Dividende aus und besitzt gute Aussichten.

Etwas unklarer ist die Situation bei Zurich. Derzeit ist der globale Versicherer mit 6,7 Prozent noch SMI-Dividendenkönig. Seit März 2016 hat Mario Greco das Ruder in der Hand und baut intern fleissig um. Die Angst, er könnte die Dividende reduzieren, macht im Markt die Runde. Doch selbst wenn Greco den Aktionären etwas Rendite kürzen sollte, Zurich wäre wohl noch immer in der Runde der grosszügigsten Auszahler anzutreffen.

Auch unter den kleineren Titeln gibt es fleissige Dividendenzahler: Etwa den Automationstechniker Carlo Gavazzi (5,1 Prozent), den Klimatechniker Walter Meier (5,7 Prozent) oder die auf Werbung spezialisierte APG SGA (5,6 Prozent). Bei diesen Titeln ist jedoch mit einer erhöhten Volatilität zu rechnen.

 

Top 10 Dividenden-Renditen am SMI

Titel Rendite, in % Performance 2016, in % Sektor
Zurich Insurance 6,7 -1 Finanzen
UBS 6,2 -30 Finanzen
Swiss Re 5,4 -13 Finanzen
Credit Suisse 5,3 -36 Finanzen
Swisscom 4,9 -10 Telekom
Adecco 4,2 -18 Industrie
Novartis 3,5 -12 Pharma
Roche 3,4 -14 Pharma
ABB 3,3 +30 Industrie
Swiss Life 3,3 -6 Finanzen

Quelle: cash.ch, Stand 07.10.2016

 

Top 10 Dividenden-Renditen am SPI

Titel Rendite, in % Performance 2016, in % Sektor
Sulzer* 17,1 +12 Industrie
Bellevue Group 7,0 +2 Finanzen
GAM 6,7 -42 Finanzen
Arundel (ex USI Group) 6,7 -33 Beteiligungen
Walter Meier 5,7 -4 Industrie
APG SGA 5,6 +6 Medien
Banque Cantonale Vaudoise 5,2 -1 Finanzen
Gavazzi 5,1 +12 Industrie
EFG International 5,1 -54 Finanzen
Compagnie Financière Tradition 4,5 +16 Finanzen

*Sulzer zahlte 2016 eine Sonderdividende von 14,60 Franken pro Aktie aus. 
Quelle: cash.ch, Stand 07.10.2016