Im ersten Quartal im Schweizer Börsenjahr 2018 schoss die Volatilität zwischenzeitlich jäh nach oben. Die Wende in der Geldpolitik der Notenbanken, allen voran in den USA, und die Furcht vor einem globalen Handelskrieg haben die Kurse zum Teil gehörig zerrüttet. Trotzdem haben zahlreiche Unternehmen seit Anfang Januar an der Börse zugelegt. Allerdings brauchte es dazu spezifische Gründe im Umfeld der Fundamentaldaten.

Die Marktstimmung war und ist getrübt und verunsichert. Die Prognosen zum Aktienmarkt sind gemischt: Sandro Merino, Anlagechef der Basler Kantonalbank, gehört zu den Aktien-Optimisten. Er sagte im cash-Börsen-Talk von vorletzer Woche, die zumeist gute Gewinnsituation der Unternehmen trage den Aktienmarkt weiter. Im Interview mit cash.ch spricht "Börsen-Psychologe" Joachim Goldberg hingegen von einem ziemlichen Pessimismus an den Börsen.

Wie die vergangenen Tage auch an der Schweizer Börse zeigten, läuft der Aktienmarkt einen Tag nach oben, dann wieder nach unten. Zurücklehnen und steigende Kurse beoachten ist für Anlegerinnen und Anleger derzeit kaum drin. Die Angst vor einer längeren Korrektur oder eines beginnenden Bärenmarktes ist real und sorgt für nervöse Schwankungen auch im beginnenden Frühling.

Entwicklung des SMI-Volatilitätsindex VSMI in den letzten sechs Monaten

Quelle: SIX

Es ist gut möglich, dass die Aktienmärkte sich in den nächsten Wochen ähnlich entwickeln wie im ersten Quartal. Im Saldo haben die Indizes seit Jahresbeginn an Wert verloren: Beim Swiss Market Index (SMI) liegt die Performance bei enttäuschenden minus 8 Prozent. Gerade mal drei Werte aus dem SMI stehen 2018 bislang in grün da. Es sind dies Zurich und Swiss Re (beide je +4 Prozent) sowie Swatch Group (+3 Prozent).

Swatch hat ungewohnt starken Rückenwind durch gute Absatzzahlen. Für den Rückversicherer Swiss Re spricht vor allem die hohe Dividende (Rendite 5,4 Prozent), das laufende Aktienrückkaufprogramm und Kursfantasie der sich abzeichnenden 30-Prozent-Beteiligung des japanischen Telekomkonzerns Softbank. Sollte sich Softbank zurückziehen, könnte dies den Swiss-Re-Kurs jedoch belasten. Im Gesamtjahr 2017 war der Rückversicherer mit minus 5 Prozent noch der grösste Verlierer im SMI.

Banken, Zykliker und Pharma überzeugen wenig

Ein weiterer wichtiger Faktor ist dieses Jahr der sich anbahnende Zinsanstieg, der Versicherern generell zu Gute kommt. So auch dem Zurich-Konzern, der Anleger nebenbei mit der hohen Dividendenrendite von 6 Prozent lockt. Auch Banken sind grundsätzlich Profiteure höherer Zinsen, was sich performancemässig 2018 noch nicht bemerkbar gemacht hat: Sowohl die Credit Suisse (-8 Prozent), als auch die UBS (-7 Prozent) stehen deutlich im Minus. CS-CEO Tidjane Thiam sprach in der vergangenen Woche von einem "seltsamen" Februar und einem "chaotischen" März. Diese Aussage wird den Bank-Aktien noch eine Weile zusetzen.

Noch stärker unter Druck stehen ABB (-15 Prozent) und Adecco (-10 Prozent). Es ist üblich, dass solche Zykliker in turbulenten Börsenphasen besonders deutlich unter die Räder kommen. Bei ABB steckt jedoch noch etwas mehr dahinter: Es reiht sich fast schon Übergangsjahr an Übergangsjahr, der erhoffte Umsatzsprung blieb bislang aus. Ob sich dies 2018 ändern wird? CEO Ulrich Spiesshofer zeigt sich zuversichtlich, die Anleger scheinen jedoch die Geduld zu verlieren.

Der Titel hat sich mit aktuell 22,30 Franken vom Rekordhoch bei 27 Franken von Mitte Januar wieder deutlich entfernt. Wie das Beispiel ABB zeigt, schadet es einer Aktie, wenn zuviele Fragen offen sind. Mit diesem Problem werden sich einige der wichtigsten Aktien noch herumschlagen. Der Anlegerliebling Lonza (-14 Prozent) verunsicherte Ende Januar mit einem unter den Erwartungen liegenden Ergebnis: Die Unsicherheit um diesen Titel hält an.

Beste und schlechteste SMI-Aktien im ersten Quartal 2018

Obere 10Performance seit 1.1.18  (in %)Untere 10Performance seit 1.1.18 (in %)
Zurich+4ABB-15
Swiss Re+4Lonza-14
Swatch+3Nestlé-12
Geberit-2Roche*-11
Julius Bär-2Adecco-10
Richemont-3Swisscom-10
Swiss Life-3SGS*-8
Sika-4Novartis*-8
LafargeHolcim-5Credit Suisse-8
Givaudan*-5UBS-7

*Dividende bereits ausgeschüttet
Quelle: cash.ch (Stand 26.03.2018)

Doch nicht nur Zykliker, auch die defensiven Schwergewichte Roche und Nestlé (-11 bzw. -12 Prozent) leiden. Bei Roche laufen aussergewöhnlich viele Patente aus, Umsatz und Gewinn drohen einzubrechen. Es braucht eine starke Medikamenten-Pipeline, um dies ausgleichen zu können. Ob dies gelingen wird, ist fraglich. Zumindest Fondsmanagerin Meret Gaugler von Lombard Odier glaubt an eine starke Pipeline und kauft zu, wie sie vergangene Woche im cash-Börsen-Talk ausführte.

Nestlé hingegen profitierte 2017 noch von den Vorschusslorbeeren für den neuen Chef Mark Schneider (Aktie 2017: +20 Prozent), die Jahreszahlen 2017 offenbarten jedoch ein schwaches Wachstum. Doch Schneider macht mit dem Umbau ernst, weniger profitable Bereiche werden konsequent abgestossen. Auf die mittlere Frist soll dadurch die Gewinnmarge gesteigert werden.

Einige Nebenwerte trumpfen auf

Traditionell grössere Auschläge als bei den Blue Chips zeigen sich bei Aktien am breiten Markt. Der Rückgang 2018 des Marktes ingesamt beträgt dort 3,6 Prozent, wenn man als Grundlage den SPI Extra nimmt, der die 20 SMI-Titel und deren Schwergewichts-Wirkung ausklammert. Ersichtlich ist: Bei den Nebenwerten spielen die Faktoren Zinsen, Handelspolitik oder Inflationserwartung, die den SMI-Absturz massgeblich prägten, oft eine untergeordnete Rolle. De facto losgelöst von den Marktturbulenzen hat die Aktie von Tornos ihren Wert verdoppelt und ist damit die am besten performende Aktie im Schweizer Markt.

Die Erholung des Hauptmarktes Europa und die Früchte von jahrelangen Restrukturierungen kommen nun zum Tragen. Tornos ist wieder dividendenfähig, muss aber gleichzeitig investieren, um den Rhythmus halten zu können. Ein weiterer Anstieg des Kurses ist daher fraglich. Beim Kursanstieg der Onlinebank Swissquote (+52 Prozent) spielt die starke Position im Handel mit Kryptowährungen sowie der Ausbau automatisierter Anlagestrategien (Robo Advisory) eine wichtige Rolle. Prognostiziertes deutliches Ertragswachstum dürfte den Kurs weiter unterstützen.

Beste und schlechteste SPI-Aktien im ersten Quartal 2018

Top 10Performance seit 1.1.18  (in %)Flop 10Performance seit 1.1.18 (in %)
Tornos+107Myriad-52
Swissquote+52Santhera-50
SNB+51Aryzta*-46
Orascom+37Leclanché-33
CPH*+27MCH-33
AMS+24EFG-26
Edisun+22Newron-23
Addex+22Gurit-23
Highlight+18Dormakaba-21
Implenia+16Ascom-20

*Dividende bereits ausgeschüttet
Quelle: cash.ch (Stand 26.03.2018)

Während Titel wie Tornos und Swissquote an der Börse von Fundamentaldaten angetrieben sind, finden sich mit dem Tourismusimmobilien-Unternehmen Orascom (+37 Prozent) oder dem Wirkstoffentwickler Addex (+22 Prozent) unter den Top Ten Unternehmen mit fortgesetzter Turnaround-Geschichte. Dass Biotech-Startups an beiden Enden der Rangliste figurieren können, zeigen Santhera und Newron, die sich in der Drei-Monate-Betrachtung unter den "Flop Ten" befinden.

Beide Aktien sind hochspekulativ und faszinieren manchen Privatanleger. Doch bei Santhera verdarben jüngst Zulassungsprobleme für das Medikament Raxone das Bild, der Aktienkurs ist um die Hälfte gesunken. Newron meldet zwar Forschungserfolge, stellt aber keinen Durchbruch in Aussicht: So kann ein Kurs einer solchen Aktie schnell einmal um ein Viertel zurückgehen. Umgekehrt braucht es eine Erfolgsmeldung, um solche Aktien wieder kräftig anzuschieben: Spekulativ angehauchte Anleger werden sich von den jüngsten Kursrückgängen bei Santhera oder Newron nicht zu sehr erschüttern lassen.

Am unteren Ende der Kurs-Rangliste befinden sich mit dem Backwarenkonzern Aryzta und dem Messebetreiber MCH Group Firmen, bei denen schlechte Nachrichten und operative Probleme nicht abreissen und wo das Investorenvertrauen gestört ist. Schlusslicht Myriad, Entwickler für Smartphone-Apps, mangelt es an Verkaufserfolgen für die App "Versy". Vor allem aber wird die Aktie dekotiert und kann nur noch bis Ende April gehandelt werden. Die Anleger werfen wohl das Handtuch: Die Grossaktionäre Rosmarie und Martin Ebner haben ihre Anteile schon im September 2017 auf unter die Hälfte des Aktienbestands reduziert.