Auch in der neuen Börsenwoche bleiben Sorgen über die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed im Blick der Anleger. Der US-Senat hat für Donnerstag die Anhörung zur Ernennung von Stephen Miran als Nachfolger der Fed-Gouverneurin Lisa Cook angesetzt.

«Selbst ohne die Ereignisse der vergangenen Tage wäre er an seiner neuen Arbeitsstätte auf grosse Vorbehalte gestossen – zu klar ist seine Aufgabe, im Board of Governors und im FOMC der Stimme seines Herrn Gehör zu verschaffen», kommentieren die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Mit «der Stimme seines Herrn» ist US-Präsident Donald Trump angesprochen. Dieser hatte am Montag der alten Woche die Entlassung Cooks wegen des Vorwurfs des Hypothekenbetrugs verkündet und damit neue Sorgen über die Unabhängigkeit der US-Notenbank geschürt. Cook wehrt sich gegen ihre Abberufung und will juristisch dagegen vorgehen.

Die Fed-Sorgen belasteten den Handel an den Aktienmärkten. Experten zeigen sich jedoch optimistisch. «Es liegt nicht im Interesse von Donald Trump, der Fed ihre Autonomie zu nehmen: Die Kosten wären zu hoch, da sie die Renditen in die Höhe treiben und den Dollar schwächen würden», sagt etwa Patrice Gautry, Chefvolkswirt der Schweizer Privatbank UBP. Stattdessen verfolge der US-Präsident die Strategie, dafür zu sorgen, dass sich die Mehrheit der Fed-Gouverneure der geldpolitischen Doktrin der Regierung anschliesse.

Die US-Börsen haben zum Monatsausklang Kursverluste in unterschiedlicher Höhe erlitten. Am Freitag ging es für den Nasdaq 100 (-1,22 Prozent), den S&P 500 (-0,64 Prozent) und den Dow Jones Industrial (0,20 Prozent) talwärts.

In der Wochenbilanz weisen die drei Indizes Verluste von jeweils weniger als 0,4 Prozent auf. Ihrer positiven Monatsbilanz konnte die Freitagsschwäche aber nicht mehr viel anhaben. Trotz eines sehr schwachen Beginns verbuchten die Indizes im August Gewinne zwischen 0,8 und 3,2 Prozent.

Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag gemessen am Swiss Market Index (SMI) nach einem richtungslosen Verlauf 0,26 tiefer geschlossen und dabei in der Schlussauktion die Marke von 12'200 wieder eingebüsst. Der Swiss Performance Index (SPI) ging am letzten Tag der Handelswoche bei 16'907 Punkten aus dem Handel (-0,29 Prozent).

Auch die Woche insgesamt wurde im Minus beendet. Im Wochenvergleich ergab sich nach zuvor drei starken Woche ein moderates Minus von 0,6 Prozent, auf den gesamten August gesehen resultierte hingegen ein Anstieg des SMI um 3,0 Prozent.

US-Arbeitsmarkt im Fokus

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed bei ihrer nächsten Sitzung wie von Trump gewünscht die Zinsen nach einer längeren Pause wieder senkt, wird an den Terminmärkten derzeit auf etwa 90 Prozent geschätzt. In seiner Rede auf der jährlichen US-Notenbankkonferenz in Jackson Hole wies Fed-Chef Powell zuletzt auf wachsende Risiken für den Arbeitsmarkt hin, betonte aber auch die Gefahr einer hartnäckigeren Inflation. Damit öffnete er die Tür für niedrigere Zinsen, ohne sich auf die nächste Zinssitzung Mitte September festzulegen. Die Fed versucht, mit straffer Geldpolitik die hohe Inflation einzudämmen, ohne die Konjunktur abzuwürgen.

Im Rampenlicht in der neuen Konjunkturdatenwoche stehen daher die US-Arbeitsmarktzahlen für August, die am Freitag veröffentlicht werden. «Vor einem Monat löste der US-Arbeitsmarktbericht für Juli heftige Turbulenzen aus und führte zur Entlassung der Chefin der Statistikbehörde», erinnern die Commerzbank-Experten Christoph Balz und Ralph Solveen. Von Reuters befragte Ökonomen gehen davon aus, dass in den USA im August 70'000 Stellen ausserhalb der Landwirtschaft geschaffen wurden. Im Juli waren es 73'000. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Beschäftigtendaten liefern am Donnerstag die Zahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP.

Anleger blicken zudem auf die Arbeitsmarktdaten für die Euro-Zone im Juli und die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie im Euroraum im August, die am Montag veröffentlicht werden. Nach dem ersten Anstieg der deutschen Inflation in diesem Jahr warten Anleger zudem ebenfalls zum Wochenstart auf die Daten für die gesamte Euro-Zone. Am Dienstag folgt der Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie im August. Im Fokus zur Wochenmitte stehen die europäischen Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor und die Auftragseingänge in der US-Industrie.

Partners Group und Swiss Life legen Zahlen vor

Derweil geht die Berichtssaison in der Schweiz weiter. In der neuen Woche teilen mit der Partners Group am Dienstag und Swiss Life am Mittwoch zwei SMI-Unternehmen die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2025 mit. Ausserdem werden unter anderem Burkhalter, Dormakaba und Helvetia aktuelle Zahlen vorlegen. Konjunkturseitig werden am Donnerstag die August-Daten zur Inflation in der Schweiz veröffentlicht. Auch erscheinen die Arbeitsmarktdaten und der Konsumentenstimmungsindex für den August.

Anleger blicken auch auf die Ergebnisse des SAP-Rivalen Salesforce für das zweite Quartal. Sie hoffen auf anhaltenden Rückenwind durch den KI-Boom und günstige Wechselkurse. Aus diesem Grund hatte Salesforce im Mai seine Wachstumsziele für das Gesamtjahr hochgeschraubt. Ausserdem gewähren Unternehmen wie Auto1 und Broadcom einen Blick in ihre Bücher.

Zudem zeichnet sich im deutschen Leitindex Dax erstmals in diesem Jahr ein Wechsel ab. Der Anlagenbauer GEA hat nach der August-Rangliste der Deutschen Börse gute Chancen, zum ersten Mal in die Elite der 40 schwersten deutschen Börsenwerte einzuziehen. Er könnte dort den Laborausrüster Sartorius ablösen. Ebenfalls ein Abstiegskandidat ist der Sportwagenbauer Porsche AG. Als mögliche Nachfolger werden die Deutsche Lufthansa oder der Immobilienportalbetreiber Scout24 gesehen. Die Entscheidung der Börse-Tochter ISS Stoxx wird am Mittwoch erwartet.

(Reuters)