Anhaltende Spekulationen auf eine nahende Lockerung der US-Geldpolitik könnten den Aktienmärkten in der neuen Woche weiteren Rückenwind geben. Einige Experten mahnen angesichts der zuletzt erreichten Höhen aber auch zur Vorsicht.

Der SMI beendete den letzten Tag der abgelaufenen Handelswoche um 0,61 Prozent fester bei 12'074 Punkten. Auf Wochensicht ergibt das ein Plus von 1,7 Prozent. Seit Anfang August hat der SMI damit trotz Zollhammer von US-Präsident Donald Trump sogar um mehr als 2 Prozent zugelegt. Zum Jahreshoch von Anfang März fehlen allerdings weiterhin noch über 1000 Punkte. Der SLI gewann am Freitag 0,43 Prozent hinzu auf 2000,59 Punkte und der breite SPI 0,42 Prozent auf 16'768,59 Zähler.

Der deutsche Leitindex Dax gewann im Wochenvergleich per Freitagnachmittag knapp anderthalb Prozent und lag in Reichweite seiner Bestmarke von 24'639 Punkten aus dem Juli.

Und an der Wall Street markierten die Indizes bereits teilweise Rekordstände und am Kryptowährungsmarkt übersprang der Bitcoin erstmals die Marke von 124'000 Dollar. «Die Märkte fragen sich nicht, ob die Fed im September die Zinsen senken wird, sondern wie stark», erläutert Analyst Kyle Rodda vom Brokerhaus Capital.com die Kauflaune. Wegen der deutlichen Abkühlung des US-Arbeitsmarkts setzen einige Anleger auf mehrere Schritte bis zum Jahresende.

Powell könnte Zinsschritt kommunikativ vorbereiten

Eine Absenkung des Schlüsselsatzes bei der kommenden Sitzung um einen Viertel Prozentpunkt gilt an den Märkten als ausgemacht. Die Wahrscheinlichkeit eines doppelt so grossen Schrittes nahm nach den zuletzt gestiegenen US-Erzeugerpreisen indes wieder etwas ab. Die am Donnerstag beginnende dreitägige Fed-Konferenz in Jackson Hole bietet Notenbank-Chef Jerome Powell die baldigen Zinssenkungen kommunikativ vorzubereiten. Er könnte den Märkten ausserdem Hinweise geben, wie sich die Fed die Ausrichtung ihrer Geldpolitik in den nächsten Monaten vorstellt, sagt Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. Seine Rede auf dem Forum wird am Freitag erwartet. Am Mittwoch werden ausserdem die Protokolle der letzten Zinssitzung veröffentlicht.

Unabhängig davon könnte die Weltpolitik Anlegern in der neuen Woche einen Strich durch die Rechnung machen. Die Spannungen zwischen den USA und China bereiten ihnen trotz der Verlängerung der Pause im Zollstreit Kopfzerbrechen. «Der Konflikt zwischen Washington und Peking ist nur aufgeschoben und nicht aufgehoben», sagt Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Eine Einigung sei für die Weltwirtschaft und die internationalen Börsen enorm wichtig.

Droht nach Ukraine-Gipfel die Ernüchterung?

Auch das Thema Russland-Ukraine-Krieg dürfte die Marktteilnehmer weiter umtreiben. Sollte nach dem Treffen von US-Präsident Donald Trump mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin Ernüchterung eintreten, könnten die Börsen wieder den Rückwärtsgang einlegen, heisst es in Händlerkreisen. Das Risiko von Rückschlägen am Aktienmarkt habe wegen der hohen Bewertungen und einer sich abschwächenden US-Konjunktur stark zugenommen, erläutert Jan Viebig, Chief Investment Officer von der Bank ODDO BHF. «Die Marktstimmung hat sich verändert: Unternehmen, die die Analystenerwartungen nicht erfüllen, werden an den Märkten umgehend abgestraft.» Die Bilanzsaison hat indes ihren Höhepunkt überschritten. Lediglich einige Nachzügler wie der US-Einzelhändler Walmart wollen ihre Bücher öffnen.

Hierzulande nimmt die Berichterstattung der Firmen am Dienstag nochmals Fahrt auf. PSP, Huber+Suhner, BCGE, DocMorris, Skan, Basilea und Alcon veröffentlichen ihre Halbjahresergebnisse. Der Höhepunkt folgt am Mittwoch angeführt von den Quartalszahlen des SMI-Wertes Geberit, gefolgt von Gurit, Leonteq, Implenia, Novavest, Sensirion und der LLB. Am Donnerstag legen weitere Midcaps ihre Bücher offen, darunter SPS und Siegfried sowie Sunrise, Orior und die Banque Cantonale Vaudoise. Den Wochenabschluss macht die Luzerner Kantonalbank am Freitag.

Auf der Konjunkturseite veröffentlicht das Bundesamt für Statistik BFS am Montag die Zahlen zur Industrieproduktion des zweiten Quartals, gefolgt von den Arbeitskräfteerhebung am Dienstag. Am Donnerstag gibt das Bundesamt für Zoll und Grenzssicherheit BAZG Details zum Aussenhandel des abgelaufenen Monats bekannt.

Im EU-Raum stehen am Mittwoch die endgültigen europäischen Inflationsdaten auf dem Programm. Vorläufigen Berechnungen zufolge lag die Teuerung im Juli bei zwei Prozent. Am Tag darauf folgen die Stimmungsbarometer der deutschen und europäischen Einkaufsmanager. 

(Reuters/cash)