Sorgen über neue Corona-Varianten und Inflation zum Trotz: Das Börsenjahr 2020 war für Anlegerinnen und Anleger ein ausgesprochen gutes. Insgesamt betrachtet war auf die Macht des billigen Geldes mal wieder Verlass. Nach dem aussergewöhnlichen Jahr 2019 mit einem Zuwachs der Kurse um über ein Viertel und dem "Corona-Crash-Jahr" 2020, welches die Schweizer Börse insgesamt mit einer Seitwärts-Performance überstand, steuert der SMI jetzt auf ein Jahresplus von 20 Prozent zu. 

Dabei zeigt sich, dass sich der oft als träge verschriene Schweizer Aktienmarkt in diesem Jahr ganz und gar nicht verstecken musste. Der SMI (+21 Prozent) hat mit den US-Index Dow Jones (+19,5 Prozent) in diesem Jahr übertroffen, ebenso mit den europäischen Stoxx 50 (+20,8 Prozent). Dem US-Technologie-Index Nasdaq 100 (+28 Prozent) muss sich der hiesige Leitindex dafür geschlagen geben.  

Kursentwicklung (YTD) SMI (blau), Euro Stoxx 50 (türkis), Dow Jones (gelb), Nasdaq (orange). Grafik: Google Finance. 

Dabei waren zwei Dinge im Börsenjahr 2021 besonders auffällig. Zum einen erlebten viele ehemalige so genannte Pandemie-Gewinner von 2020 ein böses Erwachen – vor allem in den USA. Hier zeigte sich, dass die hohen Erwartungen an "Stay-at-home"-Aktien dann doch vor allem eines waren: viel zu hoch. Zweitens hat sich gezeigt, dass sich das Aktienkapital weltweit noch stärker in wenige grosse Unternehmen konzentriert. Beispiel: Im breiten S&P 500 machen alleine Apple, Microsoft und Alphabet rund 18 Prozent des Index aus. 

Doch blicken wir zunächst auf die Schweiz. Im SMI stehen 16 Gewinner vier Verlierern gegenüber. Ganz oben in der Liste der Blue Chips stehen Richemont (+72,4 Prozent). Nach dem letzten Jahr, das stark von der Coronakrise belastet gewesen war, haben die Genfer in 2021 sowohl die Umsätze als auch die Profitabilität wieder deutlich steigern können. Da sich die für das Geschäft von Richemont wichtigen globalen Reiseaktivitäten noch lange nicht vollständig erholt haben, sehen Analysten hier noch weiteres Kurspotenzial bei der Aktie. 

Tops und Flops im SMI 2021

Stand: 30.12.2021. Grafik: Bloomberg

Ein solider Dauerbrenner bleibt Sika (+58,7 Prozent). Auch in diesem Jahr hat der ​​Bauchemiespezialist das geliefert, was man von ihm mittlerweile gewohnt ist: stetiges organisches Wachstum, gepaart mit gezielten Zukäufen, die das Geschäft zusätzlich vorantreiben. Zuletzt im November sorgte die Milliardenübernahme der deutschen MBCC Group für grosses Aufsehen. Die Übernahme dürfte eine sehr positive operative Hebelwirkung und zudem positive Margeneffekte zur Folge haben, heisst es von Analystenseite. Auch hier lohnt es sich, als Anleger weiter dranzubleiben. 

Ein tiefen Fall erlebte in diesem Jahr die Aktie von Logitech (-10,3 Prozent). Der Hersteller von PC-Zubehör ist einer jener Corona-"Profiteure", bei denen im 2021 ordentlich Luft herausgelassen wurde. Die Aktie notiert an der Börse rund 40 Prozent unter ihrem Höchst von Anfang Juni. Grund für den Absturz waren gedämpfte Prognosen in den letzten beiden Quartalen über die zukünftige Umsatzerwartung. Doch der Analystenkonsens macht Logitech-Aktionären Mut: Das durchschnittliche Kursziel von 99,3 Franken liegt 30 Prozent über dem aktuellen Kurs – so hoch wie bei keinem anderen SMI-Titel. 

Das SMI-Schlusslicht bildet mit grossem Abstand die Credit Suisse (-22 Prozent). Will man die Fehltritte der Grossbank allein in diesem Jahr aufzählen, weiss man gar nicht, wo damit anzufangen. Fakt ist, die Bank hat von zwei Dingen dieses Jahr besonders viel verspielt: Einerseits Geld von Kunden, das bei viel zu riskanten Investment-Geschäften flöten ging. Andererseits Vertrauen, welches zuletzt CR-Präsident António Horta-Osório mit seinem Quarantäne-Verstoss weiter beschädigte. Die CS befindet sich noch ganz am Anfang ihrer Transformation. Als Anleger gibt es wahrlich bessere Alternativen. 

Tops und Flops SPI 2021 

Stand: 30.12.2021. Grafik: Bloomberg

Sehr gut war in diesem Jahr die Lage bei Medartis. Die Basler Medtech-Firma ist der Schweizer Börsenstar 2021. Fast 184 Prozent konnte die Aktie in diesem Jahr zulegen. Der Grossteil des Kursgewinns hat in der ersten Jahreshälfte stattgefunden. Im September folgte ein Rücksetzer. Seit Mitte Dezember zieht der Kurs aber erneut stark an (cash berichtete).

cash-Interview mit CEO: «Medartis hat Investoren, welche an die Wachstums-Story glauben»

An den US-Märkten hat auch in diesem Jahr der Technologie-Index Nasdaq 100 den Dow Jones outperformt – trotz steigender Anleiherenditen und dem drohenden Ende der Nullzinspolitik. An zweiter Stelle ist – wenig überraschend – der Impfstoffhersteller Moderna (+145,4 Prozent). Konkurrent Biontech, dessen Aktie ebenfalls an der Nasdaq gelistet ist, aber nicht im Nasdaq 100 aufgeführt wird, konnte gar über 190 Prozent zulegen. 

Tops und Flops im Nasdaq 100 2021 

Stand: 30.12.2021. Grafik: Bloomberg

Beide Pharmaunternehmen profitieren von der grossen Nachfrage nach mRNA-Impfstoffen gegen das Coronavirus. Die Aktien sind sehr schwankungsanfällig und nur etwas für nervenstarke Anlegerinnen und Anleger. Langfristig steckt in den Titeln jedoch dank der mRNA-Technologie, die auch gegen eine ganze Reihe anderer Krankheiten wie Malaria oder Krebs angewandt werden soll, noch viel Potenzial. An der Spitze des Nasdaq 100 befindet sich allerdings Fortinet (+145,9 Prozent). Das wachstumsstarke Cybersecurity-Unternehmen gehört zu den Aktien, die auch für 2022 empfohlen werden.

Ebenfalls ein starkes Jahr legt die Aktie von Nvidia (+128 Prozent) hin. Der Entwickler von Grafikprozessoren und Chips profitiert wie kaum ein zweites Unternehmen von der massiv anziehenden Nachfrage nach Halbleitern. Doch auch im Bereich der künstlichen Intelligenz ist Nvidia als Anbieter von Komplettlösung aus Hardware und Software ganz vorne mit dabei. Die Bewertung ist hoch, aber scheint trotzdem angemessen. 

Tops und Flops im Dow Jones 2021

Stand: 30.12.2021. Grafik: Bloomberg

Im Dow Jones wiederum steht nach Home Depot (+54,8 Prozent) und Microsoft (+53,4 Prozent) die Aktie von Goldman Sachs (+47,5 Prozent) ganz oben. Die Grossbank profitierte als "Market Maker" stark vom weltweiten Aktien-Hype. Auch im Investmentbanking konnte man stark zulegen. Die Aktie von Konkurrent JP Morgan konnte immerhin rund 26 Prozent zulegen. 

Heftig unter die Räder geraten ist hingegen die Aktie von Peloton (-76,3 Prozent). Der Anbieter von Heim-Fitnessgeräten und -Kursen war ein Corona-"Profiteure" par excellence. 2020 hatten die Titel noch um 450 Prozent zulegen können, bevor es in diesem Jahr langsam aber stetig nach unten ging. Auch hier gilt wie bei vielen Corona-Highflyern: Die Erwartungen waren zu hoch und mussten schliesslich enttäuscht werden. Schnäppchenjäger sollten hier aufpassen, ins fallende Messer zu greifen. Die Aktie scheint ihren Boden noch nicht gefunden zu haben.

Dies ist eine aktualisierte Version des Beitrags «Schweiz und USA: Die Tops und Flops des Aktienjahres 2021 - und was sie 2022 versprechen» vom 20. Dezember, der zuerst in der cash-Serie «Coronajahr II» erschien.