Gelegentliche Korrekturen an den Aktienmärkten gehören 2018 fast schon zur Normalität: Bereits Anfang Februar sowie Mitte Mai fielen die Kurse für einige Tage relativ deutlich nach unten. Seit Mitte letzter Woche setzt nun die nächste Verkaufswelle ein. Auch der Schweizer Aktienmarkt bleibt davon nicht unberührt. Der Swiss Performance Index (SPI) hat in den letzten fünf Handelstagen 4 Prozent an Wert eingebüsst und steht nun bei knapp 10‘200 Punkten. Das ist 8 Prozent tiefer als das Allzeithoch vom 9. Januar 2018.

Auslöser der jüngsten Korrektur dürfte in erster Linie die hohe Rendite für amerikanische Staatsanleihen sein, doch haben noch weitere Faktoren miteingespielt (cash berichtete). Noch ist unklar, ob die Turbulenzen bereits ausgestanden sind. Einige Marktbeobachter sprechen von einer anhaltenden Unsicherheit aus politischen Gründen. Stichworte sind hier etwa Italien, der Brexit oder der Handelskrieg. Andere wiederum erwarten keinen politischen Knall und sehen gar den Weg frei für eine Jahresendrally. Die nun anlaufende Quartalssaison könnte Anleger wieder etwas optimistischer stimmen.

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Wer zur Gruppe der Börsen-Optimisten gehört, findet nun einige günstige Einstiegsmöglichkeiten am Schweizer Aktienmarkt. Denn bei zahlreichen Titeln kam es alleine in der letzten Woche zu Kurskorrekturen im zweistelligen Prozentbereich (Zur Tabelle Flop- und Top-Aktien der letzten fünf Handelstage). Andere Werte wiederum haben einen Lauf und blieben von den Turbulenzen praktisch unberührt. Es folgen fünf Schweizer Aktien mit besonders auffälligen Kursbewegungen:

Idorsia - Hoffen auf die Clozels

Ganze 17 Prozent hat es die Aktie von Idorsia in den letzten fünf Handelstagen nach unten gespült. Das Biotech-Start-Up, welches aus Actelion hervorging, leidet unter dem Rückzug der Investoren aus kleineren Schweizer Pharmatiteln. Lässt der Risikoappetit der Anleger nach, dann geraten solche Werte meist unter Verkaufsdruck. Mit Molecular Partners (-12 Prozent), Bachem (-14 Prozent) und Relief Therapeutics (-16 Prozent) befinden sich denn auch drei weitere Biotech-Firmen unter den zehn schlechtesten Aktien der letzten fünf Tage.

An der Ausgangslage bei Idorsia hat sich aber grundsätzlich nichts verändert: Medikamente sind noch keine auf dem Markt, die Hoffnungen ruhen auf den Clozels. CEO Jean-Paul Clozel sowie dessen Frau Martine (Forschungschefin) haben bereits mit Actelion ihre Fähigkeiten eindrücklich unter Beweis gestellt. Nun soll das mit Idorsia wiederholt werden. Von elf Medikamenten in der Entwicklung sind inzwischen vier in der Phase III - also nicht mehr weit von der Zulassung entfernt. Am meisten Potenzial wird den Wirkstoffen Nemorexant gegen Schlaflosigkeit sowie Aprocitentan gegen Bluthochdruck attestiert. Bei Idorsia handelt es sich um eine typische "alles-oder-nichts-Aktie": Vom Totalausfall bis zum satten Gewinn ist alles denkbar.

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Swissquote - Können die guten Zahlen bestätigt werden?

Swissquote lebt in erster Linie von den Gebühren und Kommissionen auf Trades. Im ersten Halbjahr steigerte sich der Gewinn um deutliche 44 Prozent, zahlreiche Neukunden konnten dazugewonnen werden - was auch damit zu tun hat, dass seit 2017 Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether auf deren Online-Plattform gehandelt werden können. Zudem wurde im August die Onlinebank Internaxx aus Luxemburg zugekauft, womit man sich den uneingeschränkten Marktzugang zur EU verschafft hat.

Das beflügelte die Onlinebank mit Sitz in Gland im Kanton Waadt auch an der Börse: Anfang Jahr noch weniger als 40 Franken wert, stieg die Aktie bis Ende August auf ein Allzeithoch bei fast 74 Franken. Doch möglicherweise war etwas gar viel Euphorie im Kurspreis drin: Seit einer Woche hat die Aktie nun um ganze 18 Prozent korrigiert - so viel wie kein anderer SPI-Valor. In einem etwas raueren Börsenumfeld dürfte es für Swissquote nun schwierig werden, die guten Zahlen bestätigen zu können. Zumal auch bei den Kryptowährungen die Luft draussen zu sein scheint. Analysten bleiben aber positiv: Kepler Cheuvreux, die Zürcher Kantonalbank sowie Helvea raten zum Kauf der Aktie.

Kardex - Die Auftragsbücher bleiben voll

Den abrupten Stimmungsumschwung an der Börse hat auch Kardex zu spüren bekommen, die Aktie fällt 15 Prozent in einer Woche. Dabei gehört der Titel des Lagerlogistikers in den letzten Jahren zu den stärksten am ganzen Markt: Von knapp über 36 Franken im Januar 2015 schoss der Aktienkurs bis zum August 2018 auf 180 Franken - der Kurs hat sich also verfünffacht.

Kursentwicklung der Kardex-Aktie seit Januar 2015, Quelle: cash.ch

Seit Jahren liefert Kardex gute Ergebnisse. Da in Deutschland produziert und in Euro bilanziert wird, konnte die Frankenstärke der Firma nichts anhaben. Ausserdem sind deren Produkte sehr gefragt: Unternehmen wollen möglichst effizient agieren, da gehört eine kostensparende Logistik, die den Material- und Warenfluss optimiert, dazu. Und genau das bietet Kardex an. Die Auftragsbücher sind weiterhin gut gefüllt, es kam sogar bereits zu längeren Lieferzeiten, da Kardex eher zu viel als zu wenig Arbeit hat. Die Korrektur tut der notorisch teuer bewerteten Aktie gut, der Moment für einen Einstieg scheint ideal zu sein. Nur eine deutliche Konjunktureindämpfung in Europa könnte Kardex stoppen.

Ceva - Überschätzt die Firma den eigenen Wert?

Positiv aufgefallen ist hingegen Ceva, die in einer schlechten Börsenwoche 33 Prozent an Wert zulegen konnte. Dieser Wertzuwachs ist keine Selbstverständlichkeit. Vor allem auch deshalb nicht, weil die Aktie des Fracht- und Logistikdienstleisters aus Baar zuvor an der Börse nicht vom Fleck kam. Grund für den plötzlichen Höhenflug ist ein Übernahmeangebot: Der dänische Rivale DSV wollte Ceva für 27.75 Franken pro Aktie aufkaufen. Als dies vergangenen Mittwoch nach Börsenschluss publik wurde, notierte die Aktie bei 18.42 Franken – das Angebot lag also 50 Prozent über dem damaligen Kurs (cash berichtete).

Doch trotz diesem verlockenden Aufpreis blieb der Verwaltungsrat von Ceva stur und lehnte das Angebot ab, da es den Aussichten als eigenständiges Unternehmen nicht gerecht werde. Der faire Wert von Ceva sei "substanziell höher" als die gebotenen 27.75 Franken, sagte Ceva-Verwaltungsratspräsident Rolf Watter gegenüber der Finanz und Wirtschaft. Ceva notiert derzeit bei 25.20 Franken, also noch immer unter dem Kauf-Angebot. Möglich, dass Watter auf eine noch besseres Offerte seitens DSV hofft, zumal die Dänen bereits 2016 bei einer anderen Übernahme mehrere Anläufe brauchten. Bleibt dieses bessere Angebot aber aus, muss Ceva operativ einen Zacken zulegen, um zu beweisen, dass es tatsächlich mehr wert ist als der gebotene Betrag.

Schlatter - Was will der neue Grossinvestor?

Die Schlatter Group aus Schlieren hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich: Zunächst wurde das Industrieunternehmen von der Wirtschaftskrise 2008 hart getroffen, ab 2015 bremste die anhaltende Frankenstärke die Firma weiter. Inzwischen ist Schlatter schlanker aufgestellt und fokussiert sich auf die zwei Bereiche Schweissanlagen und Webmaschinen. Das erste Halbjahr war nun so gut wie seit 10 Jahren nicht mehr: Umsatz und Reingewinn stiegen im ersten Semester 2018 deutlich an. Und gemäss einer Firmenmitteilung sind die Kapazitäten der Gruppe bis Ende Jahr ausgelastet.

7 Prozent konnte Schlatter in den letzten fünf Handelstagen an Wert dazugewinnen. Für Bewegung dürfte dabei nicht das seit einigen Wochen bekannte gute Resultat, sondern ein neuer Aktionär gesorgt haben: Wie am Montag publik wurde, besitzt der Investor Marc Bär neu 5,7 Prozent der Schlatter-Aktien. Unklar ist, was der neue Grossaktionär für Absichten hat. Weder die Firma Schlatter, noch Bär selbst waren für eine Stellungnahme erreichbar. Für Privatanleger eignet sich Schlatter als Investment eher nicht: Die Aktie wird selten gehandelt und gehört mit einem Börsenwert von leicht über 50 Millionen Franken zu den kleinsten Firmen überhaupt am SPI.

Beste und schlechteste Schweizer Aktien der letzten Börsenwoche

Verlierer (Flop 10)Performance*Gewinner (Top 10)Performance*
Swissquote-18%Ceva+33%
Idorsia-17%GAM+14%
Relief Therapeutics-16%Poenina+8%
Kardex-15%Schlatter+7%
Bachem-14%Groupe Minoteries+4%
Bossard-13%Highlight Event & Entertainment+4%
Feintool-12%Blackstone Resources+3%
Sensirion-12%Helvetia+2%
Molecular Partners-12%Autoneum+2%
Wisekey-12%DKSH+2%

*Kursperformance der letzten fünf Handelstage, Quelle: cash.ch, Stand 15.10.2018