Der Fokus der Anleger in der neuen Börsenwoche richtet sich auf das Wachstum in China und die künftige Geldpolitik der grossen Notenbanken. In der alten Woche setzten hohe Teuerungsraten aus den USA und aus dem Euroraum den Börsen zu, schreiben Experten der Helaba. Der Preisdruck erwies sich als hartnäckiger als zunächst erwartet, was Sorgen um mögliche weitere starke Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) schürte. Trotzdem haben Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung in China nach jüngsten starken Wachstumsdaten die Kursverluste im Dax mehr als ausgeglichen. Der deutsche Leitindex notierte am Freitag mit 15'578 Punkten 2,4 Prozent über dem Vorwochenschluss. Der Swiss Market Index (SMI) gewann auf Wochensicht hingegen nur 0,1 Prozent auf 11'190 Punkte.

Am Sonntag findet in China der 14. Nationale Volkskongress statt, bei dem auch das Ziel für das Wirtschaftswachstum 2023 formuliert werden soll. "Peking dürfte nach der überraschend schnellen Wiedereröffnung bis zu sechs Prozent Wachstum anpeilen", sagt Chefstratege Robert Greil von der Bank Merck Finck. "Sechs Prozent wären sehr ambitioniert, eine Spanne von fünf bis sechs Prozent ist meines Erachtens wahrscheinlicher." Letztendlich dürfte China aber ähnlich wie zuvor die USA und Europa im weiteren Jahresverlauf von Nachholeffekten der Bevölkerung profitieren, was der Wirtschaftsleistung 2023 einen zusätzlichen Schub verleihen sollte.

In der neuen Woche warten die Anleger mit Spannung auf weitere Hinweise zur künftigen Geldpolitik der US-Notenbank, die nach einer Serie von geldpolitischen Straffungen allmählich auf dem Weg zum Zinsgipfel ist. Dabei steht ihr eine Gratwanderung bevor, da sie die Inflation in den Griff bekommen, aber die Konjunktur nach Möglichkeit nicht abwürgen will. Der erste wichtige Termin kommt am Dienstag, wo Fed-Chef Jerome Powell vor einem Senatsausschuss spricht. Am Mittwoch steht Powell vor einem Ausschuss des mittlerweile republikanisch dominierten Repräsentantenhauses den Abgeordneten Rede und Antwort.

US-Arbeitsmarkt weiter im Fokus

Auch bei den Konjunkturdaten suchen die Investoren Hinweise zum weiteren Zinskurs der Fed. Daher stehen vor allem die Daten zum US-Arbeitsmarkt im Rampenlicht. "In den USA sind wohl auch im Februar viele neue Stellen entstanden, auch wenn es weniger sein dürften als im Januar. Damit bleibt der Druck auf die Fed hoch, die Zinsen weiter anzuheben", warnt Commerzbank-Stratege Christoph Balz. Von Reuters befragte Experten erwarten für Februar ein Stellenplus von 200'000 nach einem Zuwachs von 517'000 im Januar. Damit würde das markante Beschäftigungswachstum vom Jahresanfang zwar abebben, doch dürfte auch der prognostizierte Stellenaufbau ausreichen, um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten.

Zudem warten die Investoren am Montag auf das Barometer der Investment-Beratungsfirma Sentix zu den Konjunkturerwartungen der Börsianer für März. Ökonomen erwarten einen Anstieg des Index auf minus 6,5 Punkte von minus 8,0 Zählern. Am Dienstag legt das Statistische Bundesamt die Auftragsdaten der Industrie in Deutschland für Januar vor, für Mittwoch sind die Produktionsdaten geplant. "In der deutschen Industrie zeigte der Trend zuletzt klar nach unten", sagt Balz. Sowohl Aufträge als auch die Produktion seien in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres deutlich gefallen. Auch die Januar-Zahlen dürften keine Trendwende einläuten.

Die Woche schliessen die endgültigen Daten zu den deutschen Konsumentenpreisen im Februar. Laut vorläufigen Ergebnissen lag die Inflationsrate wie bereits im Januar bei 8,7 Prozent.

Bilanzsaison ist noch nicht zu Ende

Gleichzeitig nehmen Anleger die Finanzergebnisse und Prognosen von Firmen unter die Lupe - darunter neun Dax-Konzerne. Am Dienstag werden die Bilanzen des Konsumgüterkonzerns Henkel und Europas grössten Online-Modehändlers Zalando erwartet. Für Mittwoch sind die Zahlen des Sportartikelherstellers Adidas, des Chemikalienhändlers Brenntag, des Autozulieferers Continental und des Duft- und Aromenherstellers Symrise geplant. Im Terminkalender am Donnerstag präsentieren der Brief- und Paket-Zusteller Deutsche Post und der Rückversicherer Hannover Rück. Zum Wochenschluss legt der Lkw- und Bus-Hersteller Daimler Truck seine Zahlen vor.

In der Schweiz werden am Montag die Zahlenkränze von AryztaBelimoHelvetiaSchweiter, Tornos und der SNB erwartet. Am Dienstag folgen Ascom, BachemDufryGalenicaHuber+Suhner, Lindt&Sprüngli, VP Bank und Dormakaba. Für Mittwoch sind die Zahlen von GeberitOriorPlazza und Swiss Steel geplant. Am Donnerstag legen AevisBaloiseBVZEvolva, Molecular Partners, Rieter, TX Group, Clientis und Espace Real Estate ihre Zahlen vor. Am Freitag machen MikronMobilezoneOrell FüssliStarrag und U-blox den Abschluss.

(Reuters/AWP/cash)