Wenn Aktionäre regelmässig am Erfolg ihrer Firmen teilhaben, ist das der Idealfall. Möglich ist das zum Beispiel über Dividenden. Diese sind insofern attraktiv, als die Gewinnausschüttungen in vielen Fällen einer grossen Regelmässigkeit folgen. Somit entsteht ein passives Einkommen, das häufig auch den Schwankungen am Aktienmarkt standhält.

Dividendenjäger beachten mehrere Kriterien, die bessere von weniger guten Unternehmen unterscheiden. Mit dazu zählt etwa die Konstanz der Dividendenzahlungen, also die Frage, wie oft ein Unternehmen in der Vergangenheit seine Dividenden erhöht oder zumindest nicht gekürzt hat. Es gibt Beispiele wie 3M, Johnson & Johnson oder Stanley Black & Decker, bei denen das seit mehr als einem halben Jahrhundert der Fall ist. Findige Anleger können sich so Rendite dazuverdienen, die es auf dem Bankkonto schon lange nicht mehr gibt oder sich einen Beitrag an die Altersvorsorge ansparen.

Eine überzeugende Dividendenhistorie gibt immer auch einen Hinweis auf den Zustand des Unternehmens. Nur gesunde Firmen mit weitsichtiger Führung sind in der Lage, über die Jahre genug Gewinn zu erwirtschaften, um stets eine Dividende zu bezahlen. Aus diesem Ansatz erstellt die Research-Plattform dividendenadel.de jährlich eine Rangliste mit den qualitativ besten Schweizer Dividendenaktien: der Dividenden-Adel.

Geadelt wird nur, wer diese vier Kriterien möglichst gut erfüllt:

  • Kontinuität: Während mindestens zehn Jahren wurde die Dividende erhöht oder konstant gehalten
  • Ausschüttungsquote: Zwischen 25 und 75 Prozent des Gewinns sollen an die Aktionäre ausbezahlt werden, berechnet über die letzten drei Jahre
  • Rendite: Die durchschnittliche Dividendenrendite der letzten fünf Jahre liegt über 1 Prozent
  • Dynamik: Das durchschnittliche jährliche Dividendenwachstum der letzten fünf Jahre soll möglichst hoch sein

Für 2019 ergibt das eine Auswahl von 21 Aktien. Angeführt wird sie von Partners Group, dem Spezialisten für nichtkotiere Investments. Grund für die Spitzenposition ist die höchste Dividenden-Dynamik der letzten fünf Jahre (siehe Tabelle am Artikelende): Partners Group erhöhte die Dividende im Durchschnitt der letzten fünf Jahre um knapp 25 Prozent. Das widerspiegelt das rasante Gewinnwachstum der letzten Jahre. Partners Group ist heute an der Börse dreimal so viel wert wie Anfang 2014.

Partners Group hat in besonderem Mass von den tiefen Zinsen und dem Anlagenotstand profitiert. Insofern ist das ein Spezialfall, als gute Dividendenzahler häufig aus Branchen kommen, die unabhängig von der konjunkturellen Situation regelmässige Erträge generieren. Typischerweise sind das Unternehmen aus der Nahrungsmittel- oder der Gesundheitsindustrie. So gehören beispielsweise Emmi (Rang 2), Lindt & Sprüngli (5), Bell (12), Novartis (16), Nestlé (18) und Roche (19) zum Schweizer Dividenden-Adel.

Nachhaltigkeit muss gewährleistet sein

Ans Limit geht Partners Group bei der Ausschüttungsquote von 71 Prozent. Denn bei mehr als 75 Prozent der Gewinnbeteiligung würde der Adelstitel wegfallen. Wird ein zu grosser Teil des Jahresgewinns an die Aktionäre verteilt, gilt die Ausschüttungsquote als nicht nachhaltig, schliesslich können die Gewinne auch für Zukäufe oder für Forschung und Entwicklung eingesetzt werden. So erging es zuletzt Flughafen Zürich. Weil die Firma eine Payout Ratio von über 80 Prozent erreicht hat, wird sie nicht mehr als Schweizer Dividenden-Adel geführt.

Konstante Einnahmen erwirtschaften auch Bergbahnen und sind somit in der Lage, regelmässig die Dividenden zu erhöhen. BVZ (Matterhorn Gotthard Bahn, Glacier Express) und Jungfraubahnen haben in den letzten fünf Jahren eine Dynamik von 8 respektive 6 Prozent erreicht. Beide Bahnen bieten auch eine hohe Dividendenkonstanz von rund 20 Jahren ohne Senkung.

Bei den Banken zeigt sich eine klare Führungsposition der kleinen Institute: Walliser Kantonalbank, Valiant, Luzerner und Graubündner Kantonalbank bieten nachhaltige Dividendenqualität, während die Grossbanken wichtige Kriterien nicht erfüllen. Die Credit Suisse zum Beispiel hat 2018 die Dividende von 70 auf 25 Rappen gekürzt.

Hohe Renditen sind nicht alles

Ebenfalls nicht im Adel vertreten sind die Aktien mit den aktuell höchsten Dividendenrenditen am Schweizer Markt. Bei Swisscom (Dividendenrendite: 4,5 Prozent) fehlt die Dynamik, bei Swiss Re (5,2 Prozent) die Konstanz. Der Rückversicherer strich die Dividende 2009 von 4 Franken auf 10 Rappen zusammen. Bei Adecco (5 Prozent) war ähnliches 2016 der Fall.

Ein wichtiger Aspekt fehlt allerdings in der Tabelle des Dividendenadels: Zahlreiche Schweizer Firmen bezahlen steuerbefreite Dividenden. Das ist möglich, wenn Ausschüttungen aus den Kapitalreserven anstatt aus den Gewinnrücklagen bezahlt werden (cash berichtete). Mit dazu zählen Valora, LafargeHolcim, SPS, Sunrise und Mobimo. Sie alle sind aber nicht Teil des Dividendenadels. Das zeigt wiederum, dass Dividenden nie isoliert betrachtet werden dürfen. Vielmehr müssen mehrere Kriterien stimmen, damit ein Investment langfristig Sinn macht.

Der Schweizer Dividenden-Adel

TitelKontinuität*Quote, in %Rendite, in %Dynamik, in %
Partners Group9/12713,124,9
Emmi3/14261,114,2
Schindler3/15561,812,7
Sonova6/16431,810,2
Lindt & Sprüngli PS23/25491,410,1
Geberit8/19672,79,5
BVZ2/19262,08,1
Walliser Kantonalbank3/23683,47,1
Lonza2/14271,76,7
Jungfraubahn3/23352,15,9
Tecan1/22361,45,9
Bell1/24272,35,9
Valiant3/21533,84,6
Bâloise2/15474,34,5
Phoenix Mecano1/14603,54,2
Novartis24/24633,54,0
ABB9/13673,72,8
Nestlé22/25633,22,8
Roche25/25613,52,5
Luzerner Kantonalbank2/25522,91,8
Graubündner Kantonalbank1/25622,61,0

Quellen: dividendenadel.de, cash.ch (Stand 28.01.19) *so viele Jahre hat das Unternehmen die Dividende erhöht / nicht gesenkt