Vergangenen Donnerstag fielen die Genussscheine des Pharmakonzerns Roche gleich nach Börseneröffnung in die Tiefe und schlossen den Handelstag mit einem Minus von 1,4 Prozent ab. Und dies bei einem kaum veränderten Markt. Doch die Kurskorrektur war nicht auf schlechte Unternehmensnews zurückzuführen. Die Roche-Bons wurden am Donnerstag ex-Dividende gehandelt.

Am Tag der Dividendenauszahlung wird der Kurs der jeweiligen Aktie automatisch um die Höhe der Dividende gekürzt. Und da Mitte März traditionell die Dividendensaison am Schweizer Aktienmarkt beginnt, vergeht von jetzt bis Ende April kaum ein Tag, an dem nicht ein Unternehmen an der Börse mit dem Dividendenabschlag gehandelt wird. 

Am Donnerstag halten mit ABB und Givaudan bereits die nächsten SMI-Unternehmen ihre Generalversammlung ab. Die Dividende wird gewöhnlich am ersten Arbeitstag nach so einem Aktionärstreffen ausgeschüttet. Die untenstehende Tabelle zeigt, nach Datum sortiert, ausgewählte Schweizer Unternehmen, die ab der kommenden Woche Generalversammlungen halten und schliesslich Dividendenauszahlungen vornehmen. Die Dividendenrendite bezieht sich auf den Kurs vom 24. März und mit "GV-Datum" ist das Datum der Generalversammlung gemeint:

TitelDividendenrenditeGV-DatumTitelDividendenrenditeGV-Datum
Swisscom4,4 Prozent31. MärzCembra3,6 Prozent22. April
PSP Swiss Property3,2 Prozent31. MärzSwiss Life4,6 Prozent23. April
Zurich Insurance5,0 Prozent7. AprilBanque Cantonale Vaudoise3,7 Prozent29. April
Mobilezone4,9 Prozent7. AprilHelvetia4,6 Prozent30. April
UBS2,3 Prozent8. AprilBâloise4,0 Prozent30. April
Adecco4,0 Prozent8. AprilCredit Suisse2,4 Prozent30. April
Sulzer3,8 Prozent14. AprilLafargeHolcim3,8 Prozent4. Mai
Julius Bär2,9 Prozent14. AprilSwatch1,3 Prozent11. Mai
Nestlé2,6 Prozent15. AprilPartners Group2,3 Prozent12. Mai
Calida4,4 Prozent15. AprilValiant5,1 Prozent19. Mai
Swiss Re6,4 Prozent16. AprilBurkhalter5,3 Prozent25. Mai
Vontobel3,2 Prozent20. AprilEms-Chemie2,0 Prozent7. August

Für die von vielen Anlegern verfolgte "Buy and Hold" Strategie gilt: Wer die Dividenden beim selben Unternehmen Jahr für Jahr wieder anlegt, kommt in den Genuss eines Zinseszinseffektes. Es ergeben sich Erträge aus Erträgen. Eine generelle Regel, wann mit der Dividende neue Aktien gekauft werden sollen, gibt es nicht. Es macht aber grundsätzlich Sinn, die Dividende noch am Tag der Auszahlung zu reinvestieren. Man macht sich damit den Dividendenabschlag zunutze.

Die Dividendenausschüttung bringt nicht nur den Aktionären, die vor der Generalversammlung im Besitz der Aktien sind, eine Rendite. Der Dividendenabschlags hat auch das Potenzial für einen "schnellen" Gewinn. Dies wird deutlich, wenn man die Kursentwicklung vor und nach dem Dividendendatum betrachtet.

Kurse steigen im Vorfeld

Seit Ende Februar haben die Swisscom-Aktien 9,6 Prozent an Wert zugelegt. Sicherlich sind in der aktuellen Marktlage wegen der Corona-Situation in Europa defensivere Titel wieder gefragter als noch im Januar. Doch allein dieser Umstand lässt den sehr anschaulichen Kursgewinn nicht erklären. Vielmehr rückt der Termin der Generalversammlung immer näher. Aktuell beträgt die erwartete Dividendenrendite 4,4 Prozent.

Ein ähnliches Muster zeigen die Aktien von Zurich Insurance. Der stetig ausschüttende Dividendenzahler hat seit Ende Februar Auftrieb - plus 9,6 Prozent. Nach dem 7. April können Aktionäre zum aktuellen Kurs eine Dividendenrendite von 5 Prozent einstreichen.

Die ansteigenden Kurse vor dem Zahltag sind darauf zurückzuführen, dass viele Anleger eine Dividenden-Trading-Strategie durchführen möchten: Sie kaufen die Aktien in den Wochen vor der Dividendenauszahlung, streichen diese ein und möchten in den kommenden Wochen und Monaten nach einer Kurserholung wieder verkaufen.

Dividendenabschlag dank Wirtschaftsaufschwung temporär

Für eine rasche Kurserholung muss auch ein Grund vorhanden sein. Negativ fällt aktuell die Corona-Lage ins Gewicht: Die steigenden Fallzahlen in Europa und die damit einhergehenden Verschärfungen der Massnahmen verunsichern die Märkte. Kurzfristige Korrekturen sind daher wahrscheinlich.

Doch aufgrund des weiter bestehenden Anlagenotstandes investieren viele Anleger die erhaltene Dividende gleich wieder in Aktien. Das Niedrigzinsumfeld verfestigt das TINA-Prinzip für Aktien - "There is no Alternative", es gibt wenig Alternativen zu Aktien. Zudem hat sich das wirtschaftliche Umfeld seit Jahresbeginn stark verbessert. Insbesondere zyklische Werte wie Banken oder Industriewerte könnten den Dividendenknick schnell wettmachen.

Und der Dividendenabschlag wird gerade bei gesunden Firmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell an der Börse innert wenigen Wochen wieder wett gemacht. Beispielhaft ist hierfür die Kursentwicklung beim Pharmakonzern Novartis. Die Aktien haben den Kurs-Knick vom 4. März bereits wieder wettgemacht.

Zwei Dividendenjäger-Strategien

Kursabschläge bieten daher nicht nur für langfristigen "Buy and Hold"-Anleger Möglichkeiten: Man steigt am Tag nach der Generalversammlung morgens ein, wenn der Kurs nach dem Dividendenabschlag abgesackt ist und wartet auf den Kursanstieg. Da die Dividende vom Gewinn ausgezahlt wurde, ist auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) gesunken. Die Anleger greifen wieder vermehrt zu, denn auch optisch ist das Papier eine Kaufgelegenheit.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, auf eine Kursrendite vor der Dividendenauszahlung zu setzen. Man kauft Dividendenaktien vier Monate vor der Generalversammlung. In dieser Zeit decken sich alle reihenweise mit Dividendenaktien ein, der Kurs schnellt nach oben. Steigt man kurz vor der Generalversammlung aus, verkauft man zum "Höchstkurs".

Da die Generalversammlungen der dividendenträchtigen Unternehmen alle in den nächsten zwei Monaten anstehen, eignet sich im laufenden Jahr nur die Ems-Chemie für diese Strategie. Denn der Industriekonzern ruft die Aktionärinnen und Aktionäre erst Anfang August zur Generalversammlung.

ManuelBoeck
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