Die Jagd nach Aktien mit hoher Dividende hat sich zuletzt Jahr für Jahr gesteigert. In Zeiten von Null- und Negativzinsen (und kaum Aussicht auf Besserung dieser Situation) ist den Anlegern jedes Prozent Rendite recht. Eine hohe Dividendenrendite allein ist noch kein Argument für einen Aktienkauf. Wichtig ist, dass die Unternehmen die Dividende über die Jahre halten oder steigern. 

Geht die Dividendensaison vorbei, lohnt sich ein Blick auf die Aktienkurse der Unternehmen. Denn am Tag der Dividendenausschüttungen sinken die Aktienkurse um die Höhe der Dividende. Viele Aktien von soliden Firmen holen den Abschlag jeweils flott wieder auf. Bei einigen bleibt der Kurs auf tieferem Niveau kleben oder sinkt noch weiter. Das bietet in der Regel gute Einstiegsmöglichkeiten für Anleger - besonders bei Firmen mit hohem Dividendenabschlag.

Allerdings ist die Situation derzeit etwas knifflig. Die Börsen befinden sich seit Ende Mai in einem Negativtrend. Griechenland-Ängste belasten die internationalen Märkte. Und in der Schweiz besteht noch immer grosse Unsicherheit über die Auswirkungen der Frankenaufwertung. Daher vermischt sich der Dividendenwegfall derzeit mit der allgemein etwas schlechter gewordenen Stimmung bei Aktien.

cash nennt die Aktien, bei denen sich ein Einstieg auf tieferem Niveau nun lohnen kann - und bei welchen Anleger den Verlockungen des tieferen Kurses Vorsicht walten lassen sollten:

 

Aktien mit verlockendem Dividenden-Knick (SMI)

- Adecco: Der Dividendenabschlag ging am 29. April über die Bühne, in der Folge fiel die Aktie auf ein Drei-Monatstief. Von diesem Kursniveau hat sich die Aktie nur leicht nach oben entfernt. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Credit Suisse zählt Adecco (zusammen mit Novartis) zu den künftig stärksten Dividendenaktien am Schweizer Markt.

- Nestlé: Das Unternehmen gehört zu den treuen grossen Dividendenzahlern am Schweizer Markt (Rendite: 3,2 Prozent). Kurz vor der Dividendenauszahlung am 20. April erreichte der Aktienkurs einen Rekordwert von 77 Franken. Seither hat er sich um zehn Prozent verbilligt - also weit über den Dividendenabgang hinaus. Das Unternehmen hat zwar etwas Probleme mit dem organischen Wachstum, ist aber finanziell äusserst solide. Seit März 2009 hat die Aktie 90 Prozent zugelegt. Die nächste Dividende kommt bestimmt.

- Swisscom: Die Aktie hat sich nach dem Abschlag Mitte April zunächst auf tieferem Niveau stabilisiert und ist in den letzten Wochen weiter stark gefallen. Die klassische Schweizer Dividenden-Aktie (Rendite: 4,2 Prozent) befindet sich nun wieder auf einem Kursniveau von Mitte Januar. Ein gutes Kauflevel.

Aktienkursverlauf von Swisscom seit Anfang 2015.

 

Aktien mit verlockendem Dividenden-Knick (SPI)

- Banque Cantonale Vaudoise: Der Titel der Waadtländischen Kantonalbank hat den Dividendenknick von Ende April erst etwa zur Hälfte aufgeholt und keine weiteren Kurseinbussen erlitten. Das Staatsinstitut ist ein traditionell guter Dividendenzahler (Rendite: 5,9 Prozent), es will die Ausschüttungspolitik bis mindestens 2016 fortsetzen.

- Burkhalter: Der Titel ist einer der Shootings Stars am Schweizer Aktienhimmel. So richtig entdeckt wurde sie von einer breiteren Anlegermasse erst nach der Aufhebung der Kursuntergrenze im Januar. Kein Wunder: Der schweizweit grösste Elektroinstallateur ist nur auf dem Schweizer Markt aktiv und somit unabhängig von Währungsschwankungen. Und zahlen tut er auch gut. Den Anlegern sprang die Dividendenrendite von 5 Prozent ins Auge, was der Aktie einen Kursschub seit Mitte Januar von zweitweise bis zu 40 Prozent verhalf. Nun ist die Luft etwas draussen. Zeit, neue Positionen aufzubauen oder aufzustocken.

- Cembra Money Bank: Die Aktie der Konsumkreditbank ist zwar alles andere als eine Kursrakete. Seit dem Börsengang Ende 2013 resultiert fast eine Nullperformance. Auch Cembra hat den Dividendenabschlag Anfang Mai noch nicht verdaut. Dass es bei der Bank nach beständiger aktionärsfreundlicher Ausschüttungspolitik aussieht, beweist der Einsteig des UBS-Verwaltungsrats und Hedgefonds-Managers Rainer-Marc Frey. Er hält seit Mitte Mai eine Beteiligung von 4,6 Prozent an Cembra.

- Lem: Die Aktie des Westschweizer Komponentenherstellers befindet sich nach dem Dividendenknick und einer allgemeinen Kursschwäche wieder auf dem Level von Ende März. Die Wachstumsaussichten sind gut, ein Risiko ist indes die schwer einschätzbare Entwicklung in China. Auch hier gilt: Die nächste Dividende kommt bestimmt (Rendite derzeit: 5 Prozent).

 

Akien mit gefährlichem Dividendenknick (SMI und SPI)

- Dätwyler: Zum hundertjährigen Bestehen schüttete der Industriezulieferer aus Altdorf eine grosszügige Sonderdividende aus, was die Rendite auf 6 Prozent emporschnellen liess. Doch die Sonderdividende ist, wie es der Name sagt, nicht nachhaltig. Fast schon logisch, dass der Aktienkurs den Knick nicht aufgeholt hat. In den letzten Tagen gab es zudem einen weiteren deftigen Kursrutsch. "Never touch a falling knife", kann man dazu eine Börsenregel zitieren.

- Kühne+Nagel: Ähnlich Luft abgelassen wie Dätwyler hat der Logistiker mit Sitz in Schindellegi. Kühne+Nagel schüttete ebenfalls eine Sonderdividende aus. Das Kursminus seit der Dividendenauszahlung beträgt mittlerweile fast 20 Prozent. Ein Ende des Tauchgangs ist noch nicht absehbar.

- SPS, PSPMobimo oder Allreal: Viele Schweizer Immobilienaktien überzeugen eigentlich mit flotten Dividendenrenditen. Doch diese Aussichten vermochten nicht einmal die Aktienkurse im Vorfeld der Ausschüttungen zu stützen. Die Titel fast aller Schweizer Immobiliengesellschaften befinden sich seit Wochen oder gar Monaten auf rasanter Talfahrt. Die Gründe sind operative Entäuschungen bei den Erstquartalszahlen, der herausfordernde Schweizer Büroimmobilienmarkt und Unsicherheiten bei der Zinskostenentwicklung.

- Zurich Insurance, Swiss Re, Swiss Life, Bâloise: Die Schweizer Versicherungsaktien erscheinen in Sachen Dividendenrendite seit Jahren immer zuoberst. Doch ähnlich wie bei den Immobilienaktien versank der Dividendenknick im allgemeinen Kursniedergang der Aktien seit April. Bei Investoren und Analysten kehrte die Meinung ein, dass die historisch tiefen Zinsen langsam auf die Geschäftsentwicklung der Versicherer drücken. Ein Analyst von Morgan Stanley schrieb Ende April, dass viele Versicherer an einem Punkt angelangt seien, an dem die zukünftige Dividendenpolitik früher oder später enttäuschen werde.