Ziemlich genau zehn Jahre ist es her seit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise. In die Geschichtsbücher eingegangen ist der 7. Februar 2007 – der Tag, an dem die britische Grossbank HSBC die Finanzmärkte mit einer Gewinnwarnung im Zusammenhang mit minderwertigen US-Hypotheken überraschte.

Anfänglich als ein vorübergehendes Problem eingeschätzt, brachte die sogenannte Subprime-Krise das globale Finanzsystem an den Rand des Zusammenbruchs: Mehrere Banken gingen pleite, andere mussten mit staatlicher Hilfe gerettet werden, die Aktienbörsen krachten zusammen. Zu einem Aufschwung an den Märkten, der bis heute anhält, kam es erst wieder im Frühling 2009.

Das war auch in der Schweiz zu beobachten. Der breite Aktienmarkt in Gestalt des Swiss Performance Index (SPI) hat seit seinem Tiefpunkt im März 2009 144 Prozent zulegen können. Der Unter-Index für Bankaktien (SWX SP Bankers TR) jedoch stieg nur knapp 70 Prozent, wie der folgende Chart zeigt – ein Indiz, wie stark sich die Investoren-Präferenz in den letzten Jahren vom Finanzsektor wegbewegt hat.

Weit weg von den Höchstständen: SPI-Bankenindex in den letzten zehn Jahren (Quelle: cash.ch)

Das beeindruckendste an diesem Vergleich: Nur gerade die Aktie der Bank Vontobel konnte den breiten Aktienmarkt schlagen (siehe Tabelle weiter unten). Mit einem Kursplus von 209 Prozent seit März 2009 erholte sich die Vontobel-Aktie stark. Dennoch notiert die Aktie noch immer rund 20 Franken unter dem Wert vor der Finanzkrise. Der Vontobel-Titel war Mitte 2007 bis Frühjahr 2009 von 77 auf 15 Franken abgestürzt. Derzeit notiert die Aktie bei 56 Franken.

Fall und Comeback der Aktie ist eng verbunden mit dem generell schwankungsanfälligen Investmentbanking, das Vontobel vor dem Ausbruch der Krise kräftig ausgebaut hatte und der Bank bisweilen den Ruf eintrug, mehr Investmentbank als Vermögensverwalter zu sein. Vontobel baute das Geschäft mit Derivaten und strukturierten Produkten während der Krise sogar aus, was sich bei der Erholung der Märkte ab 2009 auszahlte. Das Geschäft wird weiter ausgebaut, in diesem Jahr kotiert Vontobel seine strukturierten Produkte zum ersten Mal ausserhalb Europas, und zwar an der Börse in Hongkong.

Die Bank weist zwar - auch wegen des Ausbaus des Asset Management - ein stabileres Geschäftsmodell auf als auch schon, es ist ihr aber nicht gelungen, das Private Banking wunschgemäss auszubauen. Dass die Aktie wieder auf den Vorkrisen-Stand gelangt, muss das Management um CEO Zeno Staub noch einiges leisten. Der Rekordstand der Aktie von 105 Franken - erreicht Ende 2000 und das Doppelte des heutigen Niveaus - liegt in weiter Ferne.

Credit Suisse erholt sich einfach nicht

Ein jäher Absturz ist aber nicht gleichbedeutend mit einem steilen Aufstieg, wie das Beispiel der Credit Suisse zeigt: Im Mai 2007 war die Aktie noch 84 Franken wert. Nach dem grossen Knall fiel sie dann auf 21 Franken und ist heute bloss noch 15 Franken wert. In Händlerkreisen hat die CS-Aktie mittlerweile das Etikett eines "Zocker-Titels".

Besser, aber immer noch unterdurchschnittlich ist es der UBS-Aktie ergangen (+48 Prozent seit März 2009). Der grössten Schweizer Bank werden die richtigen Massnahmen als Reaktion auf die Finanzkrise nachgesagt, aus dem Schneider ist aber auch sie noch nicht. "Grossbanken leben heute in einer anderen Welt als noch vor Ausbruch der Finanzkrise", sagt Analyst Andreas Brun von Mirabaud.

Strengere Kapitalanforderungen und mehr Regulierungen haben zu Restrukturierungen und schlussendlich zu einem neuen Geschäftsmodell geführt. Die Rückkehr zu Profitabilitätszahlen wie vor der Finanzkrise hält deshalb kaum jemand mehr für möglich. 

Kantonalbanken solider aufgestellt

Weniger stark anpassen mussten die Kantonalbanken ihr Geschäftsmodell. Wer keine grenzüberschreitende Vermögensverwaltung betrieb, verdient sein Geld wie eh und je. Das heisst erster Linie mit dem Zinsdifferenzgeschäft. Da aber die Zinsen als Folge der Finanz- und Schuldenkrise stark unter Druck gekommen sind, hat sich die Ertragsbasis von Retailbanken verschlechtert. Die grosse Nachfrage nach Hypotheken sorgte diesbezüglich noch für etwas Entlastung.

Dennoch haben sich viele kleinere börsenkotierte Institute relativ gut gehalten. Die Banque Cantonale Vaudoise ist in der Gesamtauswertung hinter Vontobel die zweitbeste Aktie mit einem Plus von 132 Prozent. Daneben tun sich auch die Kantonalbanken aus dem Wallis (+96), Luzern (+73) und Genf (+69) hervor.

Längst nicht alle Kantonalbanken sind aber so glimpflich durch die letzten Jahre gekommen. Zwischen den oben genannten Titeln und weniger starken Konkurrenten tut sich mitunter eine grosse Schere auf. Mit unternehmensspezifischen Problemen mussten sich zum Beispiel Valiant, Bank Coop, KB Basel und EFG herumschlagen. Dementsprechend wenig Vertrauen wurde und wird ihnen an der Börse entgegengebracht.

Und wie ist es HSBC ergangen, der britischen Grossbank, welche als erste die Schockwellen der Finanzkrise zu spüren bekam? Wenig erstaunlich war auch dieser Aktienkurs zunächst markant eingebrochen. Nach einem langen Seitwärtstrend ist der Titel in den letzten zwölf Monaten stark angestiegen und momentan 148 Prozent mehr wert als bei seinem Tiefpunkt 2009. In der Tabelle unten läge HSBC damit auf Platz 2.

Schweizer Bankaktien seit der Finanzkrise

BankaktiePerformance seit 02.03.09 (in %)
Vontobel+209
SPI+144
BC Vaudoise+132
BC Valais+96
SNB+76
Luzerner KB+73
Bq. Cantonale Geneve+69
VP Bank+67
Graubündner KB+61
UBS+48
Bank Linth+37
Julius Bär+32
Zuger KB+31
St.Galler KB+24
LLB+20
Basellandschaftliche KB-4
Hypo Lenzburg-7
BC Jura-12
Berner KB-17
EFG-27
KB Basel-37
Bank Coop-38
Credit Suisse-43
Valiant-47

Quelle: cash.ch, Bloomberg (Stand 14.03.17)