Am Freitag feierte Stadler Rail Börsendebüt (cash berichtete). Am 9. April wurden die Titel von Alcon zum ersten Mal an der Schweizer Börse, SIX, gehandelt. Wegen seiner Marktkapitalisierung von etwas mehr als 25 Milliarden Franken wurden Alcon auch gleich in den SMI aufgenommen. Die Titel von Julius Bär mussten weichen. In den letzten zehn Jahren wagten sich 42 Unternehmen in der Schweiz an die Börse. Die Neuen sorgten bei Anlegern nur selten für Freude.

Vor allem sind sie nichts für Zögerer. Die optimale Zeit für Publikumsöffnungen ist immer kurz, wie aus regelmässig zu beobachtenden IPO-Haussen oder -Flauten abzuleiten ist. Das optimale Börsenfenster ist jeweils nur kurze Zeit geöffnet. Denn bei schlechter Börsenstimmung und tiefen Kursen ist das Interesse an einem Neuling logischerweise gering. Dies sowohl bei den Anlegern wie bei den Unternehmenseignern.

Niemand verkauft sein Unternehmen (oder Teile davon, wie im Fall von Alcon) gerne zu Schleuderpreisen. Also wartet man ab, bis sich eine Kurserholung als wirklich nachhaltig erweist und bis die divergierenden Interessen der kapitalsuchenden Unternehmen und der anlagensuchenden Investoren nicht mehr zu weit auseinanderliegen.

Überflieger Geberit und Partners Group

Diese Charakteristiken des IPO-Marktes bringen es mit sich, dass die Kursschwankungen hier noch deutlich grösser sind als beim Gesamtmarkt. Hohe Risiken sollten auf der anderen Seite aber auch hohe Gewinnchancen bedeuten. Und in der Tat gibt es einige Börsengänge, bei denen die Erstzeichner den grossen Reibach machen konnten. In der Schweiz zählten in den letzten zehn Jahren etwa VAT oder Cembra Money Bank zu den Kursraketen. Innert weniger Jahre verdoppelten sich hier die Kurse.

 
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Zuletzt ragten die beiden Gesundheitsunternehmen Galenica und Idorsia mit ihrer Publikumsöffnung heraus (siehe Tabelle oben). Von den Börsenneulingen in den Jahren zuvor, zwischen 1999 und 2009, haben sich speziell Geberit und Partners Group als Überflieger entpuppt. Die Kurse ihrer Aktien haben sich seit dem jeweiligen Börsengang sogar mehr als verzehnfacht.

Doch insgesamt sieht die Bilanz der IPO in der Schweiz sehr durchzogen aus. Von den genau 42 Titeln, die in den letzten zehn Jahren am Schweizer Aktienmarkt debütiert haben, entwickelten sich nur ein halbes Dutzend ganz nach dem Geschmack der Investoren.

Schlechter als etablierte Unternehmen

Mit Abstand am besten vom Fleck kamen neben VAT und Cembra Money Bank noch die Glarner KB, Hiag, Orior und Cassiopea. Sieben einstige Hoffnungsträger büssten dagegen 40 Prozent ihres Emissionspreises ein, Blackstone, Evolva und EFG sogar über 80 Prozent.

Für Anleger gilt: Ohne sorgfältige Auswahl geht bei IPO-Aktien nichts, wie die Flops mit Aktienneulingen im Rückblick auf die letzten 25 Jahre gezeigt haben. Die Wissenschaft zeigt sich gegenüber IPOInvestitionen ebenfalls skeptisch. Zahlreiche Studien vertreten die Ansicht, dass Aktien von Börsenneulingen langfristig deutlich schlechter rentieren als Titel von etablierten Unternehmen.

Dem widersprechen die beiden Schweizer Finanzwissenschafter Daniel Höchli und Markus Schmid. Bereinigt um branchen- und firmenspezifische Faktoren rentierten IPO-Aktien ebenso gut wie Aktien von reifen Firmen, fanden sie heraus. Für die Schweizer gilt ganz besonders: Vor allem moderat bewertete IPO mit realistischen Wachstumsaussichten haben die besten Perspektiven. Unternehmen, deren Bewertung zum Zeitpunkt der Publikumsöffnung sehr hohe Wachstumserwartungen beinhalten, können diese Erwartungen dagegen fast nie erfüllen.

Die Veränderungen im SMI 2009 bis 2019