Dividenden sind wieder einmal in aller Munde. Kaum ein Anlageexperte, der momentan keine "Dividendenperlen" empfiehlt. Der Grund sind die tiefen Zinsen und die volatilen Börsen, die seit Wochen Zickzack fahren. Mit attraktiven Dividenden soll Ruhe und Konstanz ins Portfolio gebracht werden.

Bevor in den kommenden Monaten Milliarden an die Aktionäre ausgeschüttet werden, sollte man sich einen Überblick verschaffen: über die Höhe der einzelnen Dividenden, über die Wachstumsaussichten der entsprechenden Firmen und über den richtigen Zeitpunkt zum Einstieg.

Bei den besten Dividendenzahlern des Swiss Market Index (SMI) hat es in diesem Jahr einige Verschiebungen gegeben. Der Versicherungskonzern Zurich hat die Konkurrentin Swiss Re vom ersten Platz verdrängt, während Transocean vom dritten auf den letzten Platz gespült wurde. Der tiefe Ölpreis hat hier deutliche Spuren hinterlassen und Transocean zum Verzicht auf eine Dividende für 2015 gezwungen. Zurück auf den Podest ist hingegen der Telekomriese Swisscom (siehe Tabelle).

Am breiten Aktienmarkt gibt es ebenfalls einige sehr grosszügige Dividendenzahler. Darunter Bellevue, APG oder Valora, die alle auf eine Rendite von über 6 Prozent kommen, wie die unten stehende Tabelle zeigt. Um verschiedene Aktien besser miteinander vergleichen zu können, wird die Dividende pro Aktie mit dem aktuellen Aktienkurs ins Verhältnis gesetzt. Daraus resultiert mit der Dividendenrendite die geläufigste Messgrösse für Bar-Ausschüttungen.

Immer den Kontext beachten

Blind auf die Höhe der aktuellen Dividendenrendite zu schielen ist allerdings ein schlechter Ratgeber – und zwar aus verschiedenen Gründen. Erstens kann eine zu hohe Ausschüttung des Gewinns an die Aktionäre die Substanz  einer Firma aushöhlen. Hohe Dividenden können zudem auch ein Zeichen sein, dass Firmen ihre Probleme zuschütten und die Aktionäre zufriedenstellen wollen.

Daraus folgt zweitens: Für Anleger ist neben der Höhe der Dividendenrendite vor allem ihre Konstanz entscheidend. Schweizer Musterschüler sind diesbezüglich Bucher, Geberit oder Givaudan. Auch die Swisscom könnte man in diesem Zusammenhang erwähnen. Zwischen dem Börsengang 1998 und 2011 ist die Dividende kontinuierlich gewachsen und hat sich von 11 auf 22 Franken verdoppelt. Doch seither stagniert sie. Mit einer Rendite von 4,1 Prozent ist Swisscom aber immer noch ein beachtenswerter Dividendentitel.

Drittens sollte eine Aktie unabhängig von der Dividende auch Kurspotenzial haben. Aus Schweizer Sicht sind zum Beispiel die Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche interessant. Nicht in erster Linie wegen der Höhe ihrer Ausschüttungen, sondern weil die Aktien defensiven Charakter haben und die Unternehmen einen soliden Cashflow erwirtschaften. Wer vor zehn Jahren eine Nestlé-Aktie gekauft und die Dividende jedes Jahr reinvestiert hat, konnte sein Geld mehr als verdoppeln.

Dass sich eine hohe Dividendenrendite nicht automatisch in einer guten Aktienperformance niederschlägt, zeigte sich im letzten Jahr. Die ordentlichen Dividenden-Zahler Zurich, ABB und Novartis erlebten ein ausserordentlich schlechtes Börsenjahr mit Verlusten zwischen 17 und 6 Prozent.

Hinzu kommt, dass die Beliebtheit von dividendenstarken Titeln vielerorts zu hohen Bewertungen der Aktien geführt hat. Am Schweizer Aktienmarkt ist dies beispielsweise bei Dorma+Kaba, Schweiter oder Kühne+Nagel der Fall.

Zeitpunkt kann entscheidend sein

In den Genuss einer Dividende kommt nur, wer die Aktie zum richtigen Zeitpunkt besitzt. Ein Titel muss vor dem sogenannten Ex-Dividend-Day im Portfolio landen. An diesem Tag wird der Wert der Auszahlung vom Aktienkurs abgezogen. Welche genauen Daten hier von Bedeutung sind, ist häufig auf den Websites der Unternehmen, in der Rubrik "Investor Relations", in Erfahrung zu bringen.

Unmittelbar nach der Auszahlung die Aktie wieder zu verkaufen, funktioniert folglich nicht. Viel eher kann es sich lohnen, deutlich vor dem Auszahlungstermin einzusteigen. Denn attraktive Dividendenaktien legen häufig schon im Vorfeld zu, da viele Investoren auf den Dividenden-Zug aufspringen wollen. Eine verbreitete Strategie nutzt hingegen den Kurs-Knick nach der Dividendenausschüttung zum Einstieg. Denn häufig ist zu beobachten, dass Aktien mit soliden Gewinnaussichten die erlittenen Verluste schnell wieder aufholen.

Steuern nicht vergessen

Hinzu kommt der steuerliche Aspekt der Dividende. Ausbezahlte Dividenden müssen in der Steuererklärung beim Einkommen angegeben werden. Davor werden 35 Prozent Verrechnungssteuer abgezogen, die aber zurückgefordert werden kann. Es gibt Ausnahmen: Seit der Unternehmenssteuerreform von 2008 ist es Schweizer Firmen möglich, den Aktionären steuerbefreite Dividenden in Form von Kapitalrückzahlungen auszuzahlen.

Wem die Beschäftigung mit Einzeltiteln zu aufwendig oder kompliziert ist, dem können Fonds-Produkte helfen. Die Schweizer Börsenbetreiberin SIX erstellt seit einigen Monaten einen Dividendenperlen-Index, der die zwanzig besten Aktien des Schweizer Aktienmarktes abbildet. Infrage kommt, wer stabile Dividendenzahlungen und solide Rentabilität bietet. Diesen Index wiederum bildet iShares mittels börsengehandeltem Indexfonds (ETF) ab.

 

Top 10 Dividenden-Renditen am SMI

Titel Rendite, in %
Zurich 6,6
Swiss Re 4,6
Swisscom 4,4
UBS 4,2
ABB 4,1
Novartis 3,5
Credit Suisse 3,4
LafargeHolcim 3,3
Nestlé 3,2
Roche 3,1

Quelle: cash.ch, Stand 13.01.2015

Top 20 Dividenden-Renditen am SPI

Titel Rendite, in %                           
Bellevue Group 6,9
APG SGA 6,2
Valora 6,1
Gavazzi 5,7
Walter Meier 5,6
Cembra Money Bank 5,4
Kühne + Nagel 5,3
BC Vaudoise 5,2
Burkhalter 5,2
LEM 5,1
Sunrise 5,1
Intershop 5,0
Inficon 5,0
Schweiter Technologies 4,8
Swiss Prime Site 4,8
Compagnie Financière Tradition 4,7
Basler Kantonalbank 4,5
Mobimo 4,3
Looser 4,3
BKW 4,3

Quelle: cash.ch, Stand 13.01.2015