Zum Ende der Sommerferien in weiteren Bundesländern steuert der deutsche Aktienmarkt in schwierigeres Fahrwasser. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus steigt, die Furcht vor Beschränkungen wächst, und zum Ende der Berichtssaison werden nicht mehr so viele Kaufimpulse von den Unternehmen erwartet. Zudem dauert das Ringen zwischen Demokraten und Republikanern um ein weiteres Corona-Hilfspaket an. Zuletzt habe das Prinzip Hoffnung, dass wirtschaftlich das Schlimmste überwunden sei und auch die Pandemie in Zaum gehalten werden könne, die Kurse beflügelt, sagte Claudia Windt, Analystin bei der Helaba. "Dieses Prinzip Hoffnung reicht allemal für eine Sommerfrische an den Börsen aus. Reinigende Gewitter sind aber dennoch nicht auszuschliessen."

Am Freitag ging es für den Dax gut ein Prozent abwärts, auf Wochensicht steuert er auf ein Plus von 1,4 Prozent zu. Mit knapp 13'000 Punkten ist er nicht mehr weit von seinem Rekordhoch entfernt. In den USA sind die Bestmarken inzwischen sogar wieder gefallen. Einige Experten sehen darin einen Grund, vorsichtiger zu sein: "Insgesamt rechnen wir im Zuge der zuletzt erreichten Kursniveaus an den Aktienmärkten am aktuellen Rand mit entsprechenden Konsolidierungstendenzen", schreiben die Analysten der Bank Oddo BHF.

Der Swiss Market Index kann zwar auf Wochensicht knapp ein Prozent zulegen. Doch wie in der untenstehende Grafik ersichtlich tendiert der Schweizer Leitindex seit Anfang Juni seitwärts.

Performance des Swiss Market Index seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).

Für Gesprächsstoff in den Chatprogrammen der Händler dürfte der Wahlkampf in den USA sorgen: Am Montag beginnen die Demokraten mit ihrem Nominierungsparteitag. "Jetzt gilt es für Joe Biden - er muss mit ganzer Linie landen", sagte Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck. In Umfragen liegt Biden vor Amtsinhaber Donald Trump. Entscheidend für die Märkte sei aber auch, wie die Kongresswahlen ausgingen, sagte Greil weiter: "Zielgerichtete Investitionen in grossem Stil ermöglicht nur eine vereinte Regierung - ganz egal ob unter Biden oder Trump. Das würde Rückenwind für die Wall Street bedeuten, wenn auch je nach Ausgang in unterschiedlichen Bereichen."

Wirecard verlässt die erste Börsenliga

Die Berichtssaison zum zweiten Quartal ist unterdessen nahezu abgeschlossen, nur noch Nachzügler aus der zweiten Reihe legen ihre Zahlen vor. Darunter sind unter anderem Zooplus, Tele Columbus oder CTS Eventim. Die Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben im zweiten Quartal besonders zu Buche geschlagen. Dennoch haben die Firmen besser abgeschnitten als erwartet.

Spannender dürften die Konjunkturdaten werden, die am Freitag veröffentlicht werden: Das Markit-Institut legt die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie im August vor. "Das ist für Investoren einer der ersten Indikatoren dazu, wie sich die Wirtschaft entwickelt, und deswegen wird es interessant sein, herauszufinden, ob der jüngst zu verzeichnende Schwung anhält", sagte Jonathan Jayarajan, Analyst bei der Deutschen Bank.

Zudem endet am Freitag eine der grössten Kriminalgeschichten im Dax: Der skandalgebeutelte insolvente Zahlungsabwickler Wirecard verlässt die erste Börsenliga. Als Nachrücker kommt Delivery Hero infrage. Details dazu will die Börse am Mittwoch nennen. An der Börse ist Wirecard damit Geschichte. Weiter geht es wohl auf der Leinwand: Ein Produzent hat bereits angekündigt, den Betrugs- und Spionagekrimi zu verfilmen.

In der Schweiz warten 36 Zahlenkränze

Am Montag präsentieren der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit, der Milchverarbeiter Hochdorf, die Holdinggesellschaft Metall Zug und die Industriekonzerne Schweiter und V-Zug ihre Halbjahreszahlen. Am Dienstag folgen das Pharmaunternehmen Alcon, der Industriekonzern Geberit, der Gebäudezulieferer Arbonia, der Kabelproduzent Huber + Suhner, das Technologieunternehmen Komax, der Implantatehersteller Medartis, Immobiliengesellschaft PSP Swiss Property, der Anlagenbauer Schlatter, Thurgauer KB und die VP Bank.

Am Mittwoch geht es mit der gleichen Intensität weiter: Die Halbjahreskränze von Implenia, Klingelnberg, Orascom, Orior, Raiffeisen, Zur Rose, Ina Invest, Repower, Sensirion stehen auf dem Programm. Am Donnerstag können sich die Anleger ab den Zahlen von BCV, Kudelski, Luzerner KB, Von Roll, Meier Tobler und Siegfried erfreuen. Am Freitag schliessen das Chemieunternehmen Bachem, der Versorger Edisun Power, Flughafen Zurich, Mobilezone, die Beteiligungsgesellschaft Nebag, der Chipdesigner U-blox und die Industriegruppe Adval Tech die ereignisreiche Woche ab.

(Reuters/cash)