Von den 24 Kantonalbanken in der Schweiz sind 13 börsenkotiert. An der Börse schlagen sie sich mehrheitlich gut - zumindest sind ihre stabilen Kursentwicklungen, als inlandorientierte Banken, eine Welt entfernt von den Börsenproblemen der globalisierten Grossbanken.

Die Aktie der Genfer Kantonalbank (BCGE) ist beispielsweise fast die Hälfe mehr Wert als zum Zeitpunkt, als die Nationalbank am 15. Januar 2015 die Euro-Franken-Kursuntergrenze aufhob (siehe Tabelle). Auch seit dem letzten richtigen Börsenknick nach der US-Präsidentenwahl entwickelte sich die Hälfte der Kantonalbanken mit einen Kursgewinn von 9 Prozent oder mehr:

TitelPerformance seit 15.1.2015 (Mindestkursauflösung, in Prozent)Performance seit 9.11.2016 (US-Präsidentschaftswahl, in Prozent)Staatsgarantie
BC Genève+46+9beschränkt
Walliser KB+34+12ja
Glarner KB+31-3ja
BC Vaudoise+28+10nein
Luzerner KB+21+9ja
Zuger KB+17+6ja
Thurgauer KB+15+1ja
St. Galler KB+14+13ja
Basler KB+9+12ja
Basellandschaftliche KB-10ja
Berner KB-2+1nein
Graubündner KB-4-4ja
BC Jura-9+9ja

Quelle: cash.ch, Stand 11.04.2017

Die Inlandorientierung hat aber auch ihren Preis: Der uralte Kern der Schweizer Kantonalbanken ist das Zinsdifferenzgeschäft mit einem Ertragsanteil von meist mehr als 70 Prozent. Allerdings: "Dort ist nichts mehr zu holen", sagt Andreas Brun, Bankenanalyst bei Mirabaud Brokerage.

Die Verzinsung der Konten sei bei den meisten Kantonalbanken so gut wie bei null, im Firmenkundengeschäft nähmen einige auch ein Verlustgeschäft in Kauf, um die Kunden zu behalten. Bei den Hypotheken wiederum könnten die Kantonalbanken nur noch über das Volumen wachsen, sagt Brun: "Bei Neu-Hypotheken sind die Margen allerdings tiefer als beim älteren Bestand." Dies führe dazu, dass bei steigenden Volumen und sinkenden Margen die Ertragslage in etwa flach verlaufe.

Ein differenziertes Geschäftsmodell macht eine Kantonalbank operativ widerstandsfähiger und an der Börse interessanter. Allerdings spielen noch andere Faktoren eine Rolle, wenn es um die Gunst der Anleger geht. Eine Übersicht zu Titeln, die besonders aufgefallen sind:

Banque Cantonale Vaudoise (BCV)

"Für mich ist dies aus Sicht von institutionellen Anlegern die einzige 'investierbare' Kantonalbank", sagt Mirabaud-Analyst Brun. Beim Waadtländer Staatinstitut handle es sich um die diversifizierteste der kotierten Kantonalbanken. Die BCV erwirtschaftet 50 bis 60 Prozent des Ertrags mit Firmenkunden, Privatbank und Asset Management.
 
Was sonst noch für die grösste der kotierten Kantonalbanken spricht: Eine Dividendenrendite von 4,8 Prozent und die Aussicht auf 2020 geplante, deutlich tiefere Unternehmenssteuern im Kanton Waadt, was den Reingewinn erhöht und der Dividende zu Gute kommen soll. Nachteil: BCV ist eine relativ teure Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19, und die Good News sind schon weitgehend eingepreist. Renditejäger warten bei der operativ etwas unter Druck stehenden BCV daher auf eine Einstiegschance bei einem tieferen Kurs.

St. Galler Kantonalbank (SGKB)

Die SGKB ist nach der BCV die grösste kotierte Kantonalbank in der Schweiz, allerdings an der Börse drei mal weniger liquide als das Westschweizer Schwesterinstitut. Die Lage der SGKB hat sich jüngst verbessert: "Die Gespenster der Vergangenheit sind gebannt" steht in einem Bericht der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Was Analyst Michael Kunz damit meint: Das Institut war in der Vergangenheit überdurchschnittlich von Problemen im Private Banking – da man dort stark exponiert ist - und vom US-Steuerstreit betroffen. 

Nun schüttelten die Ostschweizer einen überraschend positiven Jahresabschluss aus dem Ärmel, mit starkem Nettogeldzufluss und guter Kostenkontrolle. Die Aktie wurde bisher mit einem Bewertungsabschlag gehandelt und könnte dementsprechend nun ein Aufholpotenzial besitzen. Anleger müssen sich aber sputen, wenn sie noch auf den Zug aufspringen möchten: Seit der Trump-Wahl ist die Aktie bereits 13 Prozent teurer geworden. Die beste Performance aller kotierten Schweizer KB.

Banque Cantonale de Genève (BCGE)

Mit der Genfer Kantonalbank geht es seit Anfang 2015 fast nur aufwärts: 46 Prozent Kurszuwachs seit dem Ende der SNB-Währungsuntergrenze. Das ist die Spitzenposition in der entsprechenden KB-Rangliste. 73 Prozent der Aktien gehören der Republik, der Stadt und den Genfer Gemeinden sowie der kantonalen Pensionskasse. Am kleinen Free Float (Anzahl handelbarer Aktien) bedienen sich vor allem Privatanleger in der Region, die langfristig denken. Für Day-Trading eignet sich die Aktie der BCGE kaum, und der Kursanstieg dürfte gedämpft werden: Der Gewinn der Bank wird wohl schrumpfen, und die Digitalisierung bedeutet höhere Kosten.

Wie bei den meisten börsenkotierten Kantonalbanken kaufen Anleger die Aktie aus Verbundenheit, und die Bank selbst fördert diese Bindungen: Legt sich ein Bankkunde BCGE-Aktien ins Depot, bekommt er sein Sparkonto höher verzinst. Ist man Kontoinhaber, Aktionär und auch noch Hypothekarkunde, ist die Verzinsung noch besser. Dies kann immerhin über die tiefe Dividendenrendite von 1,8 Prozent hinwegtrösten.

Glarner Kantonalbank

Der tiefe Free Float von 32 Prozent und der geringe Börsenwert von 270 Millionen sind nicht gerade Eckwerte, die das Anlegerherz höher schlagen lassen. Trotzdem erfreut sich die Aktie der Glarner Kantonalbank hoher Popularität und steht seit der Mindestkursauflösung im Januar 2015 mit einer Kursperformance von plus 31 Prozent zu Buche.

Die Glarner nehmen im Bereich digitales Banking dank diversen Onlinekanälen wie zum Beispiel dem Hypomat - welcher den Online-Abschluss von Hypotheken ermöglicht – eine führende Rolle ein. Die ZKB empfiehlt daher die Aktie – als einziges Staatsinstitut neben der St. Galler KB – zum Kauf: "Die positive Einschätzung bei der Glarner Kantonalbank ist getrieben durch den Hypomat", sagt ZKB-Analyst Javier Lodeiro auf cash-Anfrage. Durch die mit der Hypothekenfabrik generierten Erträge sei ein anderer Drive als bei anderen Kantonalbanken zu erwarten.